Teams
Chronik
Dates
Fans
Stern Roter Stern


Nicht EU-Ausländer raus?


Die deutsche Nationalmannschaft hat bei den letzten großen Turnieren vergeigt und viele von uns denken noch gern mit zwei lachenden Augen an die WM-Niederlage 1998 gegen Kroatien oder die beispiellose Vorrunde bei der darauffolgenden EM zurück.

Die Spieler sind schlecht und können nicht mal mehr kämpfen. Das war sofort klar. Doch wo liegen die Ursachen für den Niedergang der deutschen Fußballtradition? Zum einen sind die meisten zu schnell mit zu wenig zufrieden - die sogenannten Wohlstandsjünglinge. Fehlende Motivation (Geld? Mehr Geld?) lässt die verhätschelten deutschen Talente in ihrer Entwicklung stehen bleiben. Zum anderen kassieren die wenigen guten deutschen Fußballer dafür um so mehr ab.

Um den kurzfristigen Erfolg zu sichern nahmen und nehmen die Vereine der deutschen Profiligen gerne Lizenzspieler aus anderen Ländern unter Vertrag. Diese sind nämlich billiger, kicken besser und rennen auch ohne dass man ihnen ständig sagen muss wie toll sie sind.

Die Europäische Union regelt die Freizügigkeit der Berufsfußballer ihrer Mitgliedsländer. Erst dank Bosman hat das jeder kapiert und so tummeln sich vor allem in der 2. Liga und den Regionalligen jede Menge Fußballsöldner aus aller Herren Ländern und verdrängen ihre deutschen Kollegen auf Bank oder Tribüne. Talente fliegen raus oder kommen erst gar nicht in die Mannschaft.

In großen Fußballinternaten sollen die Jugendspieler besser ausgebildet und sanft an das Geschäft mit dem Leder herangeführt werden. Eine Regelung wonach jeder Profiverein mindestens drei deutsche U21-Spieler im Kader haben muss, soll weitere Unterstützung bringen, ist aber wohl das Papier nicht Wert auf dem diese geschrieben steht.

Insbesondere im Hinblick auf die WM 2006 in Deutschland planen die Innen- und Sportminister der Länder in Absprache mit dem DSB den nächsten Coup zur Stärkung des deutschen Fußballs. Der Plan "Fußball zuerst für Deutsche" sieht vor, dass alle "Nicht-EU-Ausländer" nicht mehr berechtigt sind, unterhalb der ersten Liga - egal in welcher Sportart - unter Vertrag genommen zu werden. Beispielsweise müsste der FC Sachsen Leipzig von einer Verpflichtung André Schevschenkos (AC Mailand, ukrainische Staatsangehörigkeit, kein EU-Bürger) Abstand nehmen. Ein Spieler aus Portugal (EU-Mitglied) könnte dagegen problemlos verpflichtet werden.

Die Landesregierung des Freistaates Sachsen setzte diesen Plan kurzentschlossen in die Tat um. Alle "Nicht-EU-Spieler", die im Moment noch unter Vertrag bei Vereinen in Sachsen stehen, dürfen diese einhalten und verlängern. Damit ist ein Wechsel innerhalb Sachsens nicht mehr erlaubt.

Den Befürwortern der Maßnahmen aus den sächsischen Ministerien geht es nicht allein um die Förderung des Nachwuchses, "weil es letztlich deutsche Spieler sind, die in der Nationalmannschaft - zum Beispiel bei Europa- und Weltmeisterschaften - für Deutschland antreten. Man denke nur an die Fußball-WM 2006 in Deutschland." Matthias Rößler, Kultusminister von Sachsen, weiß auch: "Sicher ist es auch für die lokale und regionale Identität eines Vereins wichtig, dass ausreichend Spieler aus der Region verpflichtet werden."

Der sächsische Alleingang rief die Vertreter der Sportvereine vor die Mikros der Presse. FCS-Präsident Thomas Till sah in den Maßnahmen gar einen "klaren Widerspruch zu unserer Demokratie." Er meinte damit nicht, dass alle Grenzen geöffnet werden müssen. Nein, Präsident Till sah eine klare Wettbewerbsverzerrung, da nur sächsischen Klubs in Zukunft keine "Nicht-EU-Ausländer" einsetzen dürfen, jedoch die Liga-Konkurrenten nicht von der Reglementierung betroffen sind.

Wenigstens der Manager des FC Sachsen Gerd Achterberg bemerkte, dass die Regelung nicht in die Zeit passe: "Schließlich wollen wir uns doch ausländerfreundlich darstellen."(!!!)

Nachdem die anderen Bundesländer nicht dem Husarenritt der Sachsen folgen wollten, wurde eine Übergangsregelung erlassen. Teams, welche über Sachsen hinaus im sportlichen Wettbewerb stehen, dürfen wieder "Nicht-EU-Ausländer" unter Vertrag nehmen. Alle Vereine die sachsenweit ihren Ligabetrieb unterhalten, ist dies nicht erlaubt. Für diese Teams bleibt die Regelung in Kraft.

RSL-Manager und Eminenz im Fußballgeschäft M. Ollenstadt schäumte vor Wut - "Wer hat sich denn diesen rassistischen Mist ausgedacht?" - als die Nachricht an sein Ohr gedrungen war, musste er doch zwei Hochkaräter aus Jamaika von seinem Wunschzettel für die Rückrunde streichen. Eilig wurden die Verträge der beiden polnischen Nationalstürmer M. und P. Strozynski bis ins Jahr 2005 verlängert. Der Koreaner Fo-Be pokert noch, da er angeblich Kontakte zum französischen Erstligisten AJ Auxerre unterhält.

MaSi

nach oben nächste Seite zurück zur Übersicht

www.roter-stern-leipzig.de / Datenschutz/Impressum/Kontakt