Wir ham bezahlt, Du fährst rechts ran!!!
HSV - FC St. Pauli 4:3
Was sonst nie im Leben reibungslos geklappt hätte,
trat an diesem Sonntagmorgen ein. Ein 48köpfiger Sternemob, angeführt
von Oberpaulianer und RSL-Manager Ollendorf, hatte sich am Connewitzer
Kreuz nur wenige Minuten nach 9 Uhr gesammelt und bestieg, das erste Bier
oder Hartalk im Anschlag, freudig erregt das prächtige und stolze
Gefährt. Ein Reisebus mit Bordklo, Fassungsvermögen 10 Liter.
Das freundliche Fahr- und Serviceteam, welches bei Anmietung
frei Bus mitgeliefert wird, wagte die ersten Annäherungsversuche.
Michael und Eberhard begrüßten die prollende Masse. Dabei zogen
sie sich den ersten Unmut zu, als sie auf einen im Gang stehenden Bierkasten
als mögliche Gefahrenquelle hinwiesen und auf einer sichereren Verwahrung
trotz Alternativen (...dann dürfen wir eben nicht bremsen.)
bestanden. Gummibär, der den Nutzungsvertrag mit dem Busunternehmen
abgeschlossen hatte, fungierte stets hilfsbereit, sicher nicht ganz uneigennützig,
als Kontaktperson und besonnener Diplomat in Krisenfällen, welche
des öfteren das Verhältnis zwischen Eberhard und der Besatzung
beschatteten.
Also, ein Hamburger Derby stand an. Der glorreiche FC St.
Pauli zu Gast bei den Rothosen des HSV in der AOL-Arena. 35 Mark für
einen Plastikschalensitz mit Supersicht aufs Spielfeld und die Videoleinwand.
Die sportliche Ausgangslage war klar. Der Bundesligaletzte
mit nur sieben Zähler auf dem Punktekonto musste wohl oder übel
mit einer Schlachtung rechnen. Aber so ein Derby hat ganz eigene Gesetze,
wie Du als Fußballfachfrau/-mann sicherlich weist. Das Spiel begann
und fegte solcherlei Gefasel vom Tisch bzw. von den Rängen. Zwei
schnelle HSV-Tore vor ausverkaufter Kulisse ließen Ernüchterung
einkehren. Mit einfachsten spielerischen Mitteln wurden die Abwehrhaudegen
vom Millerntor immerwieder gerollt. Und auf der Gegenseite gelang wenig.
Ein ganz normales Spiel mit einem logischen Spielverlauf.
Das tat der Stimmung allerdings keinen Abbruch. Das Stadionpublikum,
blau/braun geteilt, entfachte unter einem fast zugezogenem Zeltdach Derby-Atmosphäre.
Kurz vor dem Halbzeitpfiff, das 3:0. Kein Problem, das gab jedem St. Paulianer
in Pause die Möglichkeit sich selbst auf Hartgesottenheit hin zu
überprüfen und neue Motivation für seinen persönlichen
Support zu finden. Meggle konnte kurz nach Wiederanpfiff per Kopfball
auf 1:3 verkürzen, doch die Rothosen eiskalt zurückschlagen.
4:1. Dann die Stunde von Truller Trulsen. In seinem 199 Bundesligaspiel
für den FC St. Pauli heißt es für ihn Doppel-pack.
Eine Ahnung von Ausgleich wird durch den Schlusspfiff je
gestoppt und so darf sich jeder, ob des nur knapp verloren gegangenen
Spiels auf ein prollige Rückfahrt freuen. Wortverspielte Sprüche
und Gegröle vom Übelsten lösen sich ab. Um das Level zu
halten oder gar auszubauen, mutiert der Bus unter Anleitung von Saxen-Robert
zum Überfallkommando (siehe Überschrift). Alles Verbale wird
mit einer Melodie unterlegt und euphorisch vorgetragen. So auch zurück
in Leipzig, beseelt von nur einem Gedanken: Nach Hause geh`n und
kiffen, oh oohoh!
Damit hat ein Großteil seinen St.Pauli-Sympathie-Alibi-Support
hinter sich gebracht und darf nächstes mal zu Hause bleiben.
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