Der Schiri hat das Wort
Nachdem das Heft Nummer 10 ohne meinen Artikel auskommen
musste, starte ich nun einen neuen Versuch, die geneigte Leserschaft mit
meinen Ergüssen zu beglücken. Wieder sitze ich also mit Unmengen
an Salzstangen und Erdnüssen vor meinem Rechner und versuche die
vergangenen Wochen Revue passieren zu lassen. Nebenbei wird das eine oder
andere Bier verbraucht, um den Abend (meistens wird es sogar Nacht) zu
einem guten Ende zu bringen.
Jeder Sportler kommt bekanntlich in die Jahre und verliert
altersbedingt an sportlicher Leistungsfähigkeit. Für solche
Sportfreunde, auch Senioren genannt, gibt es im Fußball eigene Spielklassen
und zum Teil auch eigene Regeln. Dafür spielberechtigt ist mann (von
Seniorinnen im Fußball habe ich bis jetzt nichts gehört) ab
einem Alter von 32 Jahren. In diesen sogenannten Alt-Herren-Spielen schieben
dann also schnauzbärtige ältere Männer ihre gepflegten
Bierbäuche über den Platz und versuchen die mangelnde Kondition
durch penetrantes Meckern und ständige Besserwisserei zu übertünchen.
Das Ausnahmen die Regel bestätigen zeigte mir das Spiel der alten
Herren von Motor Nord gegen Eintracht Holzhausen. Die waren noch ziemlich
rüstig und spielten einen flotten KicknRush. Damit verlangten
sie mir ein grosses läuferisches Pensum ab. Das eine oder andere
Mal blitzte noch etwas vom Können vergangener Tage auf. Die Senioren-Riege
der Motor-Männer setzte sich schließlich mit einem 3:0 durch.
Die Holzhäuser waren die Eintracht selbst und sahen ein, dass diese
Niederlage nicht dem Schiedsrichter in die Schuhe zu schieben war. So
was ist leider selten geworden und verdient an dieser Stelle eine Würdigung.
Gleich im Anschluss an dieses Match durfte ich dann das
Aushängeschild von Motor Nord, die erste Männermannschaft, im
Spiel gegen Lokomotive Nord-Ost aus der Position des Linierichters (neudeutsch
auch Schiedsrichter-Assistent genannt) bewundern. Beide Teams hatten sich
mit jungen hungrigen Spielern aus der Region aufgefrischt, so dass ein
spannendes Spiel erwartet werden konnte. Es wurde auch sofort mit Elan
gerannt und gefightet. Herausgekommen ist dabei aber nur ein ausgekugelter
Arm und jede Menge Aufregung im und um das Spielfeld herum. Der Arm wurde
an Ort und Stelle wieder eingekugelt, was die Qualität des Spieles
jedoch nicht verbesserte. Beide Mannschaften trennten sich 0:0. Die dickste
Chance vergab mit Martin F. ein ehemaliger Stern, der freistehend aus
ca. 3m Entfernung über das Tor schoss.
Über die Unsitte, Spiele am Sonntag morgen stattfinden
zu lassen, habe ich an dieser Stelle schon mehrfach referiert. Dass zu
dieser Unzeit keine fußballerischen Leckerbissen zubereitet werden,
hielt mir mal wieder die Partie der A-Jugend der Spielgemeinschaft Naunhof/Fuchshain
gegen die Alemannen aus Geithain vor Augen. Die Geithainer, wahrscheinlich
schon seit dem frühen Morgen unterwegs, machten, auf dem schön
im Naunhofer Forst gelegenen Sportplatz, einen deutlich ausgeschlafeneren
Eindruck. Schon nach 3 Minuten führten sie mit 0:3 und alles stellte
sich auf ein Torefestival ein. Doch die Naunhofer Jugend (wahrscheinlich
auch die Fuchshainer) wachte allmählich auf und fing an, zurück
zu schlagen. Oftmals hart an der Grenze des Legalen, erkämpften sie
sich die Bälle und plautzten sie meist planlos nach vorn. Die Geithainer
ließen sich von dieser Spielweise nicht nur beeindrucken, sondern
auch anstecken. Auf dem, noch vom Morgentau feuchten Rasen entwickelte
sich ein Hauen und Stechen, dass einem die Lust am Fußball vergehen
konnte. Die am Spielfeldrand stehende Landbevölkerung gab dazu noch
hanebüchene Kommentare ab. Nach 90 Minuten war ich froh, das Spiel
endlich abpfeifen zu können. (für diejenigen, die das Ergebnis
noch interessiert: 2:4 für Geithain)
Einige Wochen später führte mich mein Hobby nach
Selben. Nun ist ja hinlänglich bekannt, dass Selben zwischen Döbernitz
und Zschortau liegt. Da, wo sich Hase und Fuchs Gute Nacht
sagen, wurden zwei Tore aufgestellt, ein Sozialtrakt errichtet, bei dem
die Hälfte der Fläche den Gaststättenbereich einnahm und
eine Mannschaft aufgestellt, die den sympathischen Beinamen Grün-Weiss
trägt. Als wir das Sportplatzgelände betraten, kam uns aus den
Boxen, die vermutlich vor 20 Jahren für ein Dorffest selbst gezimmert
wurden, die flotte Musik von MDR Radio Sachsen entgegen. Es wurde alles
getan, um ein Ambiente zu schaffen, das auf einen grossen Fußballnachmittag
hoffen ließ. Zu Spielbeginn tummelten sich ca. 130 Zuschauer am
Spielfeldrand, wovon mindesten 50 Schlachtenbummler aus Belgern waren.
Die Mannschaft trug den kreativen Beinamen Roland. Über
das Spiel möchte ich nur soviel sagen, es war schlecht. Die Roländer
nutzten ihre wenigen Chancen zu einem ungefährdeten 1:2 Sieg, den
Selbenern nutzten 15 starke Schlussminuten gegen eine dezimierte Belgerner
Elf (es waren nur noch zehn) nichts. Nach Spielende gab es trotz der Niederlage
noch lecker Brötchen und Bier für uns Unparteiische.
Derbys haben bekanntlich immer etwas Besonderes. Und
so hielt auch für mich das Südderby der Leipziger Stadtklasse,
bei dem sich der Bezirksklasse-Absteiger LVB Leipzig und die Fahrstuhlmannschaft
von Eintracht Süd gegenüberstanden, eine Überraschung bereit.
Als ich mit meinen beiden Assistenten das Spielfeld betrat, sah ich ihn.
Er machte sich im Kreise seiner Mitspieler warm. Er, das Idol aus den
vergangenen besseren Zeiten, schickte sich an, an einem von mir geleiteten
Spiel teilzunehmen. Wie oft hatte ich als kleiner Junge meine Nase am
Stadionzaun plattgedrückt, mit ihm gebangt, seine Tore gefeiert.
Nun stand er vor mir, Norman Schubert. Die Haare wie eh und je elegant
über den Hinterkopf gelegt, am Bäuchlein etwas angesetzt, so
schnaufte er wie eine Lokomotive (eigentlich ein Frevel, dieses Wort mit
ihm in Verbindung zu bringen) über das Spielfeld. Die Ballführung
wirkte etwas hölzern, doch bei 1-2 guten Pässen ließ er
sein Können vergangener Tage aufblitzen. Ein weiterer alter Chemie-Kämpe,
nämlich Sportfreund Lischke, hatte nach 60 Minuten ein Einsehen und
wechselte ihn gegen einen Mitspieler, der auch sein Sohn hätte sein
können, aus. Normans Fußballkünste waren da schon nicht
mehr gebraucht, da seine Mannschaft (irrtümlicher Weise oft als Straßenbahner
tituliert, was aber nur die halbe Wahrheit ist, da auch noch Busse betrieben
werden) uneinholbar in Führung lag. Nach Spielschluss war von Norman
nichts mehr zu sehen, wahrscheinlich lag er da schon im Sauerstoffzelt.
In der allseits beliebten Rubrik Die kleine Regelkunde
widme ich mich heute einem Punkt, der regeltechnisch oftmals unterbewertet
wird. Das jedoch völlig zu Unrecht, wird in ihm nämlich das
Objekt, das die Massen fasziniert, beschrieben: der Ball.
Der Ball ist regelgerecht, wenn er kugelförmig ist
(also nicht rund). Er muss aus Leder oder einem anderen geeigneten Material
gefertigt sein. Der Umfang muss zwischen 68 und 70 cm betragen. Zu Spielbeginn
darf der Ball höchstens 450g und muss mindestens 410g wiegen. Die
Regel schreibt weiterhin einen Druck von 0,6-1,1 Atmosphären (600-1100
g/cm2) auf Meereshöhe vor. Platzt ein Ball während des Spiels,
muss das Spiel unterbrochen und mit einem neuen Ball (der den Regeln entspricht)
mittels Schiedsrichterball an der Stelle, wo der ursprüngliche Spielball
beschädigt wurde, fortgesetzt werden. Geschieht so eine Ballbeschädigung
z.b. durch einen fulminanten Lattenkanller, so wird der Schiedsrichterball
auf der Torraumlinie ausgeführt. Wird der Ball beschädigt, wenn
er nicht im Spiel ist, setzt man das Spiel entsprechend der Regel fort
(z.b. Einwurf, Eckstoss,...). Der Ball darf nur mit Genehmigung des Schiedsrichters
gewechselt werden. Für Junioren unter 16 Jahren soll der Ball einen
Umfang von 63,5 bis 66 cm haben. Das Gewicht soll dabei nur 350-390g betragen.
Dies entspricht Ballgrösse 4. Vielleicht kann man diese Regel für
unsere B-Jugendlichen anwendbar machen und sie damit wieder auf den Weg
des Erfolges führen. Wir werden sehen.
Viele Grüsse und bis bald, M. S.
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