Endlich wieder Fußball
Lang ist es her, dass ich mich für das ehrwürdige Prasses
Erben hinsetzte um meine Ansichten und Einsichten in Nachtschichten
zu verarbeiten und der geneigten Leserschaft kundzutun. Nun, da sich die
Erscheinungsweise unserer geliebten Sportdepesche zu normalisieren scheint,
werden auch regelmäßige Berichte aus den Regionen dargeboten,
in die unsere I. Männermannschaft demnächst vorzustossen gedenkt.
Die Stadtliga wartet gespannt auf die Dinge die da kommen.
Obwohl seit meinem letzten Artikel schon wieder fast ein
halbes Jahr verstrichen ist, fällt es mir schwer, wirkliche Highlights
zu finden, über die es sich zu berichten lohnt. Das liegt zum einen
an den recht niveauarmen Partien, zum anderen natürlich daran, dass
das Wetter in der letzten Zeit das Fußballspielen unmöglich
machte. So fielen für mich, u.a. die Partien im idyllischen Naunhofer
Wäldchen bei den Jugendlichen der Spielgemeinschaft Naunhof/Fuchshain
und bei den Wackeren in Dahlen der Unbespielbarkeit der Plätze zum
Opfer. Wirklich schade.
Aber ich hatte ja bereits im Herbst des vergangenen Jahres
das Vergnügen, das Dahlener Team in einem Punktspiel kennenzulernen.
Demjenigen (o.a. derjenigen) die sich in der Leipziger Bezirksklasse nicht
so auskennen, sei gesagt, dass das Temperament der Dahlener Spieler und
Zuschauer gelegentlich etwas über die Stränge schlägt.
(Dies ist dabei eher milde ausgedrückt.) In der Vergangenheit kam
es, im Vergleich zu anderen Sportplätzen, recht häufig zu Spielabrüchen
und anderen Unannehmlichkeiten. Naja, jeder so wie er kann.
Die Dahlener jedenfalls waren zu Gast in Mockrehna, einem
Ort der durch extensive Geflügelzucht zu trauriger Berühmtheit
gelang. Meine Schiedsrichterkollegen und ich waren in einem gemütlichen
Raum gemeinsam mit zwei grossen Waschmaschinen und einem Trockner untergebracht.
Da die Haushaltsgeräte in vollem Einsatz waren herrschte doch eine
etwas schwüle Atmosphäre. Unsere Gastgeber versuchten dies jedoch
mit Kaffee und Kuchen vor dem Spiel wieder gutzumachen. Das Spiel selber
bot wenig Höhepunkte. Es endete leistungsgerecht 1:1, wobei beide
Tore erst in den letzten zehn Minuten fielen. Wahrscheinlich waren die
Teams durch ihr ewiges genörgle und genöle so ausser Atem, dass
den Abwehrreihen am Ende doch die Puste ausging und die Konzentration
nachließ.
Ein Spiel aus der Stadtliga aus dem letzten Herbst ist mir
noch in Erinnerung geblieben. Und zwar handelt es sich um die Partie SV
Nordwest II : SG Lausen. Der SV Nordwest ist ein Verein mit bewegter Vergangenheit
und zahlreichen Namensänderungen (BSG Stahl Nordwest, SV Oertzen).
In den siebziger Jahren schaffte man es sogar in die zweithöchste
Spielkasse der DDR und trug dort Partien gegen unsere BSG aus. (Unvergessen
sind bei mir die Tore von KaLi Veit Gläser.) Auslöser
des Aufschwungs war damals vor allem der Torhüter Ralph Heine, dem
die damalige Politik eine grössere Sportkarriere verwehrte. Heute
ist die I. Männermannschaft eine feste Grösse in der Leipziger
Bezirksliga und das ohne eine nennenswerte Nachwuchsarbeit. Um dies zu
ändern hat man nun die II. Männermannschaft aufgerüstet
und für die Stadtliga mit einigen älteren und erfahrenen Spielern
bestückt. Einer davon ist der Sportfreund Andreas Kösser. Einst
wurde er als hoffnungsvolles Leutzscher Nachwuchstalent gehandelt. Doch
er entschied sich gegen ein Leben als Leistungssportler und für ein
Leben mit Fußball, ...?, Alkohol. Partylöwe Kösser wechselte
dann zum Nachbarn, dem TuS Leutzsch (in Liebhaberkreisen auch Trink- und
Saufverein genannt). Diesen Verein führte er gemeinsam mit der Chemie-Legende
Matthias Weiß aus den Tiefen der Kreisklasse in die Höhen der
Bezirksklasse. Der TuS Leutzsch spielt nun mittlerweile eine Klasse höher
in der Bezirksliga und Andreas Kösser eine Klasse tiefer in der Stadtliga.
Doch zurück zum Spiel. Das Interesse an dieser Partie
war relativ gross. Ca. 60-70 Zuschauer hatten sich im Ground versammelt,
wovon ungefähr 30 Schlachtenbummler den Weg von Lausen an die Merseburger
Str. nach Lindenau gefunden hatten, um ihr Team anzufeuern. Diese sahen
ein flottes Spiel mit optischen Feldvorteilen für die Nordwestler.
Doch deren Bemühungen blieben in der vielbeinigen Abwehr der Lausener
stecken. Und wie das so ist im Fußballleben, wer vorn keine Tore
schiesst, kassiert hinten welche. Die Abwehr der jungen NWer lud
die Lausener das eine oder andere Mal zum Toreschiessen ein. Die nutzten
das jedoch nur zweimal und fingen sich unnötigerweise noch ein Gegentor
ein. 2:1 hiess es am Ende für die Lausener. Die Mannschaft um Andres
Kösser muss sich noch gehörig steigern, wenn sie in der nächsten
Saison gegen den Roten Stern antreten will.
Die Rubrik Die kleine Regelkunde für den Fan
zwischendurch beschäftigt sich heute mit der Regel 3: die Zahl
der Spieler.
Diese Regel beschreibt die Anzahl der Spieler und Vorgehensweise
bei Auswechslungen sowie Strafbestimmungen. Nun werden einige sicherlich
sagen: Was gibts da gross zu regulieren? Elf Freunde müsst
ihr sein und gut ists. Das ist aber nur die halbe Wahrheit,
denn gespielt wird, wenn eine Mannschaft aus mindestens sieben und höchstens
elf Spielern besteht.
Im Herren- und Frauenbereich beträgt die Zahl der Auswechselspieler
drei. Im Jugend- und Altherrenbereich dürfen dagegen 4 Spieler ausgetauscht
werden. Ein Spieler, der ersetzt wurde, darf nicht wieder am Spiel teilnehmen.
Eine Ausnahme bilden hier Altherrenmannschaften, wo die 4 Auswechsler
beliebig oft ein- und ausgewechselt werden dürfen.
Auswechslungen dürfen nur in Spielunterbrechungen,
nur mit Zustimmung der Schiedsrichters und möglichst an der Mittellinie
durchgeführt werden. Der Auswechselspieler darf das Spielfeld erst
betreten, wenn der zu ersetzende Spieler das Feld verlassen hat. Alle
Auswechselspieler unterliegen der Autorität des Schiedsrichters und
können verwarnt oder vom Spiel ausgeschlossen werden. Begeht also
ein Auswechselspieler, nachdem er unangemeldet das Spielfeld betreten
hat, ein weiteres verwarnungswürdiges Vergehen, erhält er für
das erste Vergehen Gelb und wird anschliessend mit Gelb-Rot
des Feldes verwiesen. Verhindert er jedoch eine offensichtliche Torchance
der generischen Mannschaft, so erhält er Rot. Dies gilt
auch für Spieler, die sich vorübergehend ausserhalb des Spielfeldes
befinden (z.B. Verletzte).
Jeder Feldspieler kann seinen Platz mit dem Torwart tauschen,
vorausgesetzt, der Tausch wird in einer Spielunterbrechung durchgeführt.
Vor dem Tausch ist der Schiedsrichter zu informieren. Erfolgt diese Information
nicht, werden die betreffenden Spieler in der nächsten Spielunterbrechung
verwarnt.
Wird ein Spieler bereits vor dem Spiel von selbigem ausgeschlossen,
darf er durch einen Auswechselspieler ersetzt werden. Dies gilt jedoch
nicht als Auswechslung.
Kommt ein Spieler nach Spielbeginn bzw. nach Beginn der
zweiten Halbzeit, darf er erst nach Zustimmung des Schiedsrichters und
in einer Spielunterbrechung das Spielfeld betreten.
Dezimiert sich eine Mannschaft während des Spiels ohne
eigenes Verschulden auf weniger als sieben Spieler, kann das Spiel auf
Wunsch des Mannschaftskapitäns abgebrochen werden, vorausgesetzt,
das Ergebnis lautet für den Gegner.
Bis demnächst hier oder anderswo
M. S.
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