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Zwischen Anspruch und Wirklichkeit


... über Gegenwart und Zukunft des Roten Stern Leipzig

Erste Mannschaft aufgestiegen, 300 Zuschauer im Schnitt, Volleyball, B-Jugend und Frauenteam am Start, Mittwochsveranstaltung im Conne Island ein voller Erfolg, Merchandise gibt es auch genug, Prasses Erben geht weg wie warme Semmeln, fette Saisonabschlussfeier- es scheint, neben dem grandiosen Aufstieg des FC St. Pauli, die Erfolgsstory des Jahres zu sein. Doch wie einst beim Baulöwen Dr. Jürgen Schneider, der in letzter Zeit wieder durch deutsche Talkshows tingelt, könnte auch diese Fassade bald beginnen zu bröckeln und dem steilen Aufstieg ein Ende bereiten.

Was will der denn, werden jetzt einige fragen. Nun ja: Eigentlich sollte ich einen Artikel über die Zukunft des Vereins, die sportlichen, die kulturellen und die politischen Entwicklungen und Aussichten schreiben, doch scheint mir aufgrund der momentanen Situation eine Analyse der momentanen Gegebenheiten als Grundlage für einen Ausblick ebenso wichtig.

1. Politik

Nach anfänglichen Versuchen und teilweise auch recht vernünftigen Ansätzen einen eigenen Standpunkt zu finden und zu formulieren, tendiert das politische Engagement des Vereins und seiner Mitglieder momentan gegen Null. Einzig der Einsatz von Einzelpersonen -teilweise auch unter der Flagge des Roten Sterns- z.B. im Bündnis aktiver Fussballfans, bei verschiedenen Aktionen beim FC Sachsen Leipzig, bei Prasses Erben oder in anderen politischen Gruppen ist überhaupt erwähnenswert, wobei es hierbei natürlich zum grossen Teil bei fussballspezifischen Aktionsfeldern bleibt und kaum gesamtgesellschaftlich argumentiert und agiert wird. Verschiedene herausgegebene Presseerklärungen, die Beteiligung an Demonstrationen und die Verfassungsschutzdebatte erzielten zwar eine gewisse Medienwirksamkeit, doch ist eine klare Linie und der Background der Mitglieder doch zu vermissen. Dabei scheint das Selbstverständnis, welches als Beschluss des Plenums, also als Anspruch aller, formuliert wurde, mehr und mehr in den Hintergrund zu rücken und fast alle darin enthaltenen Punkte werden kaum noch beachtet bzw. je nach Belieben ausgelegt (z.B. Hierarchien, Sexismus, Plenumskultur).

2. Sport

Der sportliche Bereich ist der wohl am besten funktionierende und immer mehr expandierende Sektor beim Roten Stern Leipzig. Es existieren mittlerweile vier Fussballteams im Spielbetrieb, ein Volleyball- und ein Schachteam und auch weitere Abteilungen und Gruppen sind angedacht. Aber natürlich gibt es oder entstehen ebenso Probleme, die nur durch die breitere Beteiligung aller "Aktiven" gelöst werden können. Das Akuteste stellt wohl weiterhin die Sportplatzfrage dar, die seit über zwei Jahren auf dem Programm steht und mangels konsequenter Bearbeitung noch keinen Schritt vorangekommen ist. Hier ist nicht etwa Faulheit, sondern -wie bei vielen anderen Themen (Sponsoring, Sportförderung, Heimspielorganisation) ebenso- einfach die Überarbeitung der wenigen Personen, welche die vielen Aufgabengebiete allein bewältigen müssen, ausschlaggebend. Das diese Situation bei fast 100 Personen in den Sportteams überhaupt entstanden ist, zeigt, wie weit es mit dem Verein "von allen, für alle" und mit der Ablehnung "normaler Vereinsstrukturen" steht und das selbst hier nicht alles in Butter ist.

3. Kultur

Tanzen, Saufen, Raufen - ein Motto wird Programm. So oder ähnlich könnte man den kulturellen Bereich des Roten Sterns zusammenfassen. Die grössten Stärken liegen nämlich immer noch in diesen Disziplinen bzw. in der Organisation von Spass- und Partyveranstaltungen und dementsprechend gut vorbereitet und durchgeführt sind selbige dann auch. Zu erwähnen wären dabei neben diversen Konzerten und Diskotheken vor allem die Mittwochsveranstaltungen, welche sich im Kalender des Conne Islands fest etabliert haben und als voller Erfolg zu werten sind. Was jedoch bei all den Lobeshymnen zu bemerken ist, ist die Tatsache, dass bei inhaltlich gehaltvolleren Veranstaltungen, wie Lesungen oder Referaten (etwa zum Thema "Rassismus und Fussball") nicht nur die Vorbereitung die Sache einzelner bleibt, sondern auch die Zahlen der BesucherInnen den Aufwand nicht rechtfertigen. So beschränkt sich der Bereich Kultur momentan ausschliesslich auf einen Spass- und Unterhaltungsektor.

Insgesamt muss eindeutig festgestellt werden, dass der Verein und die Mitglieder, die eben diesen ausmachen, viel zu wenig aus seinen Möglichkeiten machen und vor allem das fehlende Engagement dazu führt, dass nur ein Bruchteil der Arbeit verrichtet werden kann, die nötig wäre, um den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Themen, wie die Verfassungsschutzdebatte sowie das Problem mit dem Sportplatz und Sponsoren zeigten bereits deutlich, dass eine Vergrösserung des Vereins und seiner Aktionsfelder nur bei steigender Aktivität und grösserem Engagement der Mitglieder, die vermehrt nur noch als Konsumenten auftreten, möglich ist. Um also in Zukunft neue Projekte anzugehen und die ziemlich lose Vereinsstruktur zu festigen, muss weiterhin an alle appelliert werden, sich aktiv zu beteiligen.


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