Spätestens als zu Beginn der zweiten Durchgangs dunkelgraue Nebelschwaden aus dem Nachbargarten, wo eine frühlingshafte Laubverbrennung beinah zum großflächigen Buschbrand ausartete, minutenlang den Dölitzer Sportpark einräucherten und die an diesem Tage eh schon desillusionierten RSL-Osterlämmer auch noch all das giftgeschwängerte Kohlenmonoxid einatmeten, war den mehrheitlich sauerteigig dreinblickenden fast 300 Fans klar geworden: gegen keineswegs groß aufspielende, aber von uns stets zum fröhlichen Eiersuchen eingeladene Krostitzer ist hier heute (Vorsicht, der wirklich einzige Stammtischkalauer in diesem Text) Hopfen und Malz verloren. Ihre Liebsten mussten an diesem fußballerisch trostlosen Ostermontag eine deutliche wie hochverdiente 0:4 (0:2)-Heimpleite einstecken.
Der Wolf und das Schweigen der Lämmer. Oder wie die Gruselgeschichte halt auch imeer heißt. |
Nach eigentlich gar nicht mal so schlechten Anfangsminuten mitsamt einer doch recht guten Volleychance, die Loitzschke jedoch leider „knapp“ über den Querbalken in Richtung Kleingartenverein zimmerte, leitete eine unselige Mischung aus bitter und tölpelhaft den wegweisenden Rückstand ein, der uns unverständlicherweise so tief im Mark erschütterte, dass wir förmlich über die komplette Restspielzeit hinweg paralysiert sowie ohne Sinn und Verstand sehenden Auges ins Verderben wanken sollten. Hendlers über den Spann gerutschter, viel zu kurzer Klärungsversuch von der Grundlinie aus erreichte mit Ach und Krach die Strafraumgrenze, dort verlor Pippen unglückseligerweise erst den Kopfball, dann die Orientierung, währenddessen die Pille einmal unbeachtet aufsprang und vorn dort aus an seine leblose, keine Reaktion zeigende Hand klatschte.
Eine fatale Nebenwirkung des überhaupt überall und nicht zuletzt im Fernsehen einen unberechtigt überhöhten Stellenwert genießenden Profifußballs ist, dass sich seine spätrömisch-dekadenten Attitüden und deplatzierten Diskussionen gleichfalls bis in Hobbyligen wie die unsere ausbreiten. Dazu gehören – etwa neben gockelhaftem Ronaldoaufgeplustere - u.a. eben enervierende Regeldebatten, was jetzt nun ein Handelfmeter ist oder nicht. In diesem speziellen Fall konnte Pippen nun höchstens sein verlorenes Luftduell vorgeworfen werden, beim binnen Sekundenbruchteilen geschehenden Rest war weder Absicht noch sonst irgendetwas torchanceverhindern-gewolltes dabei. Der Schiri zeigte trotzdem ohne zu zögern auf den Punkt.
Egal, wie scheiße das Spiel: Die schönste Hintertorwand der Welt |
Ehrlicherweise sei natürlich zweierlei gesagt: a) hätten wir diesen Elfer auf der Gegenseite aus egoistischen Gründen wohl auch nicht abgelehnt bzw. für uns beansprucht und b) soll das jetzt keineswegs als Alibi für einen – gelinde gesagt - ziemlich unauffälligen Osterspaziergang unsererseits herhalten.
Das Schlimmste von allen, wir haben auch noch die Gänseblümchen zerlatscht. |
Naja, jedenfalls nahm das Unheil mit dem von Geißler sicher verwandelten Strafstoß seinen Lauf (6.). Infolge eines genügsam zugelassenen zweiten Balls nach eigentlich schon geklärter Ecke konnte Gruber freistehend aus Nahdistanz vollenden - Vorbereiter war am langen Pfosten ein Krostitzer Innenverteidiger, der sich bewegte wie der Zinnmann Hickory aus dem Zauberer von Oz (23.). So etwas wie Möglichkeiten für einen etwaigen RSL-Anschlusstreffer besaßen lediglich in der zweiten Habzeit Heyno, der aus acht Metern halbrechter Position jedoch rechtzeitig geblockt wurde, und Delle per Drehschuss, der allerdings um zwei Meter nach oben verzog. Darüber hinaus waren die zwei weiteren, späten Gegentoren vollkommen unnötig. Krostitz tat im zweiten Durchgang gerade so das Nötigste, wurde dafür dennoch abermals in Person von Geißler mit einer Einladung zum Konter sowie einem Abstauber am langen Pfosten nach wahrhaftigem Kauderwelschfreistoß durch unseren kompletten Strafraum entsprechend belohnt (79., 87.).
P.S. Wie immer gilt Steffen Herzog der Dank für seine Fotos. https://www.flickr.com/photos/130727436@N08/albums/72157666322257821
