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RSL Zweite Herren vs. SV Mölkau 04  2:1
24.11.2018



Es war der 24. November vor exakt 159 Jahren als Charles Darwin sein bahnbrechendes Werk „On the Origin of Species“ publizierte. Im dritten Kapitel eröffnet Darwin dem geneigten Leser: „We will now discuss in a little more detail the struggle for existence.“ (Darwin 1859: 61).
Um dem Vater der Evolutionstheorie, der auf dem Höhepunkt seines Schaffens einen Hipster-Bart sein Eigen nennen durften, von dem Ich-kann-auch-Erste-halten-Sportlepp nur träumen kann, eine angemessene Würdigung zu Teil werden zu lassen, soll in den folgenden Zeilen von ebendiesem „struggle for existence“ zu lesen sein. Kein geringerer Existenzkampf als derer um die Spitzenplätze der Stadtklasse. Da Harry Heftig die Reisekasse der Zwoten obsessiv abgeschöpft hatte, musste die Reise zum eigentlich geplanten Spielort auf den Galapagosinseln zwar storniert werden, doch auch in Dölitz kommen Tierfreunde bekanntlich auf ihre Kosten (wildgewordene Nandus, sich paarende Kühe, und konfettifressende Fell-Ponys aus Dr. med. Leistenbergers Indoorzucht im Zoro). Seit kurzem wird diese grüne Oase durch einen Totholzhaufen veredelt, der Platz für Mäuse, Igel und sonstige Waldbewohner birgt, die Waldschrat und Spinnenmann Kristian bei seinem letzten Besuch im Hambi vor der Domestizierung von in Baumhäusern lebenden Hippies rettete. Bauleiter Moritz Z., der sich für die Planung dieses Gestrüpphaufens verantwortlich zeichnete, war mit der Arbeitsmoral seiner Hilfsarbeiter immer noch derart unzufrieden, dass er auch zwei Wochen später in Schnappatmung geriet, als er den grünen Rasen betrat. Und auch während der 90 Minuten sollten die Launen und sprachlichen Ausfälle des Braunschweiger Jungsozialisten und Cholerikers denen seines Idols Herbert Wehners in nichts nachstehen (Ansage von Herbert Zimber an den verunsicherten Spielleiter: https://www.youtube.com/watch?v=uPDLBOkpSy8 )
Doch bevor wir uns dem tatsächlichen Spielgeschehen zuwenden, sei noch kurz auf die Spielpartner vom SVM verwiesen. Diese hatten dankbarerweise auf jenen Spieler verzichtet, der sich im Vorfeld durch eine sozialdarwinistische Interpretation der Evolutionstheorie und deren handfeste Umsetzung selbst disqualifiziert hatte. Abseits davon hatten die Mölkauer einige Modellathleten in ihren Reihen, deren Anblick bei Robsi zu Herzrasen und dem sofortigen Griff zum Eiweiß-Shake führte. Statt Muskelprotz Robert stellte die Zweite mit Leiste Leonhardt (stilecht hatte er sich das Goldpapier vom vorabendlichen Radeberger um die Schneidezähne gewickelt) einen ästhetischen Kontra-Punkt neben das Kabinenhäuschen. Und es sollte seine Wirkung nicht verfehlen.
In einem Anflug taktischen Interesses im Nachgang seiner denkwürdig strukturierten Kabinenpredigt in Taucha, hatte Lombardi-Cap-Leiste seinem Ziehsohn Julian per Expresslieferung aus dem Lazy noch Martin Hasenpflugs „Die Evolution der Viererkette“ sowie das neueste „Pro Evolution Soccer“ liefern lassen. Doch der Jungspund ließ sich auf keine Experimente ein und führte das Erbe der Hanl‘schen Taktikschule in Form einer 4-4-2 Grundordnung fort. Mölkau stellte dem ein „durchaus sauber gespieltes 4-2-3-1“ (Borchvieh 2018: 3tes Krosti) entgegen und so konnte das Schauspiel beginnen. Die ersten 15 Minuten passierte wenig. Einzig einige Brunftlaute von Mölkau-Kapitän (BRUST RAUS!) und Mölkau-Trainer (DRUCK!) waren zu vernehmen. M. Gehlen, seines Zeichens Ex-Capo der Fanszene Ost, versuchte mit einigen SVO-Gesängen akustisch gegenzusteuern, musste sich der markerschütternden Stimmengewalt der Blauen aber geschlagen geben. Fußballerisch kann die erste Viertelstunde der vielbeschworenen Abtastphase zugerechnet werden. Allerorten wurden Ketten errichtet und mit einer Präzision über das Geläuf verschoben, die Maurizio Sarri den Espresso aus der Hand und die Kippe aus dem Mundwinkel hätte fallen lassen. JustIn dem Moment als sich andeutete, dass die 11 Dustins von der Östlichen Rietzschke zunehmend mehr Druck auf die Fehlerfrei-Verteidigung rund um Captain Basti H. ausüben würden, harpunierte Hart.Härter.Härtig mit einer eingesprungenen Flying-Felix-Gedächtnisgrätsche den Ball aus dem Mittelkreis in Richtung von Everybody‘s Darling Bilal. Everybody’s Darling? Nein, Freunde kennt man bei den Freien Turnern keine. Also schrie der schöne Zimbo erst den verschüchterten Neuzugang aus der Vierten an, dass dieser den Ball gefälligst durchzulassen habe, machte dem Linienrichter im Anschluss mit einem Blick klar, dass dieser gar nicht daran denken solle, die Fahne zu heben und konzentrierte sich dann auf sein Duell mit dem Torwart. In seiner unnachahmlichen Weise schob Torjäger MZ6 das Spielgerät am noch herauseilenden Hüter vorbei, verteilte in der anschließenden Jubeltraube einige Kopfnüsse und war im Anschluss für etwa 30 Sekunden mit sich und der Welt im Reinen.
In der Folge fuhren die Boys in Blue auf neuerliche Anweisung ihres Aggressive Leaders die Brust raus und gaben den aneinandergeketteten Sternen wenig Platz zum Atmen. Insbesondere Jonés Iniesta fühlte sich durch diese Drucksituation allerdings erst richtig herausgefordert. Da er vor Anpfiff von Kristian Kepler einige Formeln zur Passwegberechnung mit auf den Weg bekommen hatte, sezierte Hawaii-Hemd-Hinder das gegnerische Angriffspressing in traumwandlerischer Sicherheit. Für Herzklopfen sorgte einzig Sportfreund Jahn, der den Wochentrainingsplan seines Turnvaters scheinbar ignoriert hatte und es so lediglich auf eine Sprunghöhe von gefühlten fünf Zentimetern bei Mölkauer Flugbällen brachte. Doch die Hereingaben des SVM blieben allesamt ungenutzt und so ging es mit einer Pausenführung von 1:0 in die Dölitzer Katakomben. Auf dem Weg dorthin gerieten der rote Teufel und PKS (Party-Keller-Sebastian) aneinander, nachdem Heyno von scheiß Chip-Bällen berichtete, von denen er so einige in Durchgang Eins punktgenau (sic!) zu Mitspielern gebracht hatte, und das sogar ohne, dass diese etwas davon bemerkten.
Zu Beginn der zweiten 45 Minuten durften sich zwei Jungsterne versuchen. Da Elz „The Answer“ Peilfuß unter der Woche permanent dem Verliererkraut gefrönt hatte, anstatt sich nach Spielformen ein Wettwürgen mit Kotzilla zu liefern, verbrachte er 45 Strafminuten auf der Bank. Hinter ihm kam Feudalherr Conrad von Salz und Stange auf die linke Abwehrseite. Mit seiner neuen Hans-Georg-Maaßen-Brille, die extra für die Verteidigung auf der linken Seite angefertigt wurde, räumte er jegliche umstürzlerischen Tätigkeiten rigoros bei Seite beziehungsweise klärte er sie per Pieke oder Kopf direkt ins Seitenaus. Mit den zwei neuen Ballakrobaten auf der linken Seite und einem allgemein etwas entspannteren Umgang mit den anlaufenden Mölkis, beruhigte sich das Spiel zusehends. Ein stadtbekannter Poet von der Eisenbahnstraße hätte das dahinplätschernde Spiel wohl mit der Metapher eines Schneegestöbers eingefangen. Doch da die Eingemeindeten aus dem Leipziger Osten stets bemüht waren, ins Spiel zurückzukehren, hatte Halb-Mensch-Halb-Föhn-Köhn ordentlich damit zu tun seine Wasserträger (alles fair trade, alles nachhaltig!) im Mittelfeld von links nach rechts und von vorne nach hinten zu ordern. Working Class Hero Gihon, dem noch eine Schicht aus der Metallgießerei in den Knochen steckte, musste diesem Kraftakt letztendlich Tribut zollen. Für ihn kam der Universalgelehrte Martin S., der kurz auf der Ersatzbank verschnauft und sich mit einem Kapitel Foucault wieder etwas intellektuellen Input einverleibt hatte, um von der Dummheit eines Fußballspiels nicht vollends angeekelt zu sein. Außerdem wurde Bilal, der sich nach der Schreiattacke seines Sturmpartners in Halbzeit Eins lieber in einen Inkognito-Modus geflüchtet hatte, durch den Marco Polo aus Brandenburg, Nils A., ersetzt.
Alles war angerichtet für eine dreckige Abwehrschlacht – PKS und Kristian Kepler träumten schon davon, wie, ihnen und ihrer grandiosen Zu-Null-Leistung zu ehren, Mäzen Leiste Leonhardt mehrere Kästen Porter springen lassen würde – doch alles kam ganz anders. Denn Jons hatte sich vom Tiki-Taka-Spiel verabschiedet und knüppelte einen Bumm-Bumm-Babatz Abstoß bis knapp vor den eigenen 16er. Einer der vielen Dustins verlängerte den Ball in Jahn’scher Manier unfreiwillig in den Fuß des Magiers aus Finsterwalde. Einen feinen Klatsch-Ball später begann der Auftritt von Elzi Iverson. Mit dem ersten Kontakt nahm er den Ball in den freien Raum mit und erblickte er eine Gasse, die zu sehen man wohl nur nach dem Konsum mehrerer Kilo feinsten Super Skunks im Stande ist. Doch auch sein kongenialer Partner Dr. Siegel wusste, was der flirty Boy mit schmucken Lächeln und Vorliebe für beleibte Linienrichter im Sinn hatte. Und so tauchte der Weltenbummler frei vorm Torwart der Mölkauer auf. Und noch bevor er sich abschließend darüber klar geworden war, welche diskursiven Auswirkungen sein Sprechakt „Es ist ein Tor!“ nach der Lehrmeinung Judith Butlers wohl haben würde, traf sein filigranes Beinchen erst das Leder und verschwand anschließend im Körper des ungeliebten Schlussmannes der Mölkauer. Und so trudelte der Ball langsam in Richtung Torlinie, überschritt diese und markierte das 2:0. Die im Freeze erstarrte Viererkette sprintete kollektiv in Richtung Torschützen, während ELZ in Richtung Westtribüne abdrehte, sich das Trikot vom Leib riss und dem Dölitzer Rund stolz seine geschwellte Heldenbrust zeigte, auf der in dicken Lettern zu lesen war: Kaffee mit Milf! Was für Emotionen!
Der Rest ist schnell erzählt: Landesklassen Heyno geht wenige Minuten später an der eigenen Grundlinie in einen unnötigen Zweikampf, den Harry Heftig laut eigener Aussage zu 100% gewonnen und mit einem Kontertor abgeschlossen hätte. Stattdessen gibt es Ecke. Der schöne Mo denkt gar nicht daran, für eine profane Kopfballabwehr seine von Trainer-Julchen bewunderte Gel-Frisur zerkratzen zu lassen. Lieber duckt er sich weg und lässt Spieler Döring den 2:1 Anschlusstreffer erzielen. Torwart-Dome hätte den wohl allerdings mit der Cap gefangen!
Doch wohl dem, der eine Abwehrkette besitzt, in der sich Spieler mit Transfermarkt-Profil tummeln (und mit dem jungen Joseph Pulitzer alias MDR-Matthias sogar einen weiteren Transfermarktler an der Seitenlinie). Bis auf eine brenzlige Kopfballsituation, bei der Salty Weber mehr mit Post-Wachstums-Theorien anstatt mit dem Ball beschäftigt war, kam der SVM nicht mehr gefährlich vors Tor. Die letzte Aktion oblag dann dem Schiedsrichter, der Zimbo einen meditativen Gang zu einem Ausball genehmigte, um über all seine bösen Taten während des Spiels nachzudenken. Nachdem der Unparteiische sich der Wirksamkeit seiner pädagogischen Maßnahme sicher war, blies er beherzt in seine Pfeife. Schluss, aus, vorbei. Drei Punkte gegen ein Spitzenteam und man bleibt trotzdem auf Platz 7 – toll! So geht der Existenzkampf notgedrungen weiter. Am Samstag bei der Krone der letztjährigen Kreisklassenschöpfung, dem SSV aus Stötteritz.
16:38 Uhr

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