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RSL Zweite Herren vs. LFV Sachsen  3:0
9.3.2019

„Sieht ja aus wie bei den Russen hier!“
Drei Spiele, 11:0 Tore; die Bilanz 2019 liest sich nach dem ersten Heimspiel des Jahres gegen SG Leipzig Leutzsch 2.0 sehr ansehnlich, auch wenn sich ebendiese Begegnung im Dölitzer Rund eher durch andere Adjektive beschreiben lässt. Aber kehren wir die Ereignisse Stück für Stück zusammen:
Mit zwei Dutzend Vereinsoffiziellen, einer Handvoll Allesfahrer*innen und neun tapferen Spielberechtigten reiste der Restleutzscher Tross im weiten Süden der Stadt an. Auf Zaunbeflaggung wurde von Seiten der umtriebigen Leutzscher Fanszene verzichtet, sodass keine Angaben über die Anwesenheit der prestigereichen Fanclubs „Joker“, „Die Weitreisenden“ und „0,8 Promille Schwedt/ Erfurt“ gemacht werden kann. Vereinzelt waren Gesprächsfetzen wahrnehmbar, die entweder einen Protest gegen die sportliche Talfahrt oder aber eine Drittortauseinandersetzung mit dem benachbarten Schreberverein Phönix 1894 e.V. als Begründung anführten. Die optische Zurückhaltung der Anhängerschafft deckte sich zumeist auch mit der akustischen Wahrnehmung. So war recht schnell klar, dass der Lärm der Willi-Kühn-Kurve dieses Mal keine unverhältnismäßige Belästigung von Manu Pieckenhagen zwischen den Pfosten darstellen wird. Er sollte auch sonst einen recht gemütlichen Arbeitstag erleben, musste 1 – in Worten „einen“ – zentralen Fernschuss parieren und konnte sich kopfmäßig bereits frühzeitig uff de Betzeberch einstellen. Immerhin konnte an ein gewohnt hohes Maß an Alkoholismus angeknüpft werden, sodass auch nach Schlusspfiff nicht nur Vereinsgrenzen und -farben fließend wurden, sondern auch das DFB Motto „Fair geht vor“ vorgelebt, uns sicherheitshalber zwei Monate im Voraus schonmal viel Erfolg für die Partie gegen Böhlitz-Ehrenberg gewünscht wurde.
Wie bereits in der Vorwoche der LSC, musste die Sterne-Reserve also ihr Können im Überzahlspiel beweisen. Die ca. 50 Zuschauer*innen, die ihr Herz an die Zwote verloren haben oder aber Eutritz’scher Betretungsverboten zum Opfer fielen, konnten sich also auf eine chancenreiche und mit Ballstafetten bestückte Partie freuen. Die Rotation innerhalb der Startelf sorgte nur bei der einstelligen Zahl Erfolgsfans am Grill für Stirnrunzeln, so konnten doch unter der Woche feinsäuberlich einstudierte Überzahlsituationen am Goethesteig beobachtet werden, dass mit der Ungleichung Trainingsbeteiligung > Trinkfestigkeit einer zur Vorwoche auf fünf Positionen veränderten Grundformation das Vertrauen ausgesprochen wurde.
Aufmerksame LVZ-Leser*innen mussten trotz Unterzahl nur auf zwei der medial ausgerufenen Stützen der Leutzscher Fußballtradition verzichten, Sebastian Goerler ist krankheits- und arbeitsbedingt ebenso dem Fußballspielen ferngeblieben wie Szenekoch Nico, der in Zeiten des hypeziger Gastro-Booms an einem Samstag natürlich nicht mal eben so den Thermomix TM6 mit den Kaiser 5 eintauschen kann. So musste die Partie leider ohne das mit viel Vorfreude erwartete Bezirksligastürmer-Duell Heyn-Breitkopf auskommen.
Zum Spiel: Spezialist Härtig widerlegte bereits in der 11. Spielminute den vereinzelt medial verbreiteten Irrglauben, aufgrund fehlender Effektivität müsse auf das Verwenden von Hereingaben aka Flanken als spieltaktisches Mittel zur Torerzielung verzichtet werden. Mit unnachahmlicher Präzision beförderte er das Spielgerät passgenau auf den Innenrist eines Verteidigers von der Meusdorfer Straße, der wiederum perfekt gegen die Laufrichtung des Spielerhüters einnetzte. 1:0, vielmehr gab es bis zum Pausentee nicht zu berichten.
Der weite Raum, der sich insbesondere in der zweiten Halbzeit in des Gegners Spielhälfte auftun sollte, wurde unterbewusst durch eine zweistündige Neugestaltung der Heimkabine in die Köpfe der Lauer‘schen Mannen bereits vor der Partie eingetrichtert. Dass dann die Halbzeitpause entgegen aller Gewohnheiten ebendort verbracht wurde, unterstreicht die neuen sportpsychologischen Ansätze. Zumindest bei Frohnatur Faraj schien die Maßnahme zu fruchten, allerdings resultierend in bekannte und wiederholt zurückgepfiffenen Abseitsstellungen.
Die vermeintliche Abschlussschwäche von einigen Sternekickern (Flexibler Spieler Andrack verzog wiederholt freistehend vor des Gegners Kasten wie auch u.a. Schiriliebling Winkl) fand bereits wenige Minuten nach Abpfiff rationale Erklärungsmuster, die nachweisbar auf die ungewohnte Leichtfüßigkeit aufgrund nigelnagelneuer Wadenstrumpf-Ausstattung zurückzuführen sind.
Der Rest des Spiels ist schnell erzählt:
Musterprofi Liebscher gewinnt wiedermal 98% seiner Kopfballduelle und wünscht sich mehr Anerkennung (4. Pass) für die fruchtbaren Querpässe in der eigenen Abwehrkette.
Das 2:0 markiert Frohnatur Baloun in der 67. Minute per Linksschuss vom 16er, nachdem er gekonnt seinen Gegenspieler auswackelt und die verdeckte Sicht des Hüters ausnutzt.
Das kongeniale Duo Norman-Leiste sorgt mal wieder für zahlreiche Überraschungsmomente im Spiel, dieses Mal sogar in den eigenen Reihen.
Coach Lauer nimmt bewusst den Unmut des Schiedsrichterassistenten in Kauf, um durch einen Wechsel bei eigener Ecke Zeit von der Uhr zu nehmen.
In der 80. Minute bleibt Joker Eyob zum ersten Mal nicht unbedrängt an der Seitenlinie kleben, sondern zieht in den 16er und wird prompt von den Beinen geholt. Ein lautes Schluchzen von der Ehrenloge von und zu Weber begleitet den resultierenden Treffer durch Winkel, der umgehend seine Dankbarkeit gegenüber Bruder Leichtfuß Heyn zum Ausdruck bringt, wohl wissend, dass dieser seine wiederholt tadellose Leistung selbstverständlich ohne Mühe mit dem 3:0 hätte garnieren können.
[Altruismus (lateinisch alter „der Andere“) bedeutet in der Alltagssprache „Uneigennützigkeit, Selbstlosigkeit, durch Rücksicht auf andere gekennzeichnete Denk- und Handlungsweise“]
Von Ansehnlichkeit im eigentlichen Sinne kann bei dem Dölitzer Fußballnachmittag nicht gesprochen werden, das zeigte sich auch an der zunehmenden Zahl der Aufrufe des Livestreams aus der Thaer-Arena, der sich offenbar bei einigen als willkommene Ablenkung zum dargebotenen, unterklassigen Gekicke entwickelte. Glückwunsch zum Punktgewinn liebe Erste!
Ein unverblümtes „Endlich rum!“ markierte den Schlusspfiff und die Gewissheit, beim zweiten Heimspiel des Jahres wieder auf die unerbittliche Unterstützung der Zuschauer*innen bauen zu können. Zuvor geht es aber noch am kommenden Sonntag an den Auensee, um den Anspruch auf die verschenkten Punkte des Hinspiels zu unterstreichen. Die nächste Episode der Leutzschen Vereinsauflösungstradition findet zeitgleich auf heimischen Geläuf gegen genannte Böhlitzer statt. Ob dann die „Schießbude der Liga“ (Fussball.de) wieder auf eine vollzählige Truppe setzen kann, bleibt abzuwarten. Eine Netflix Produktion unter dem Arbeitstitel „Loitzscher bis ich umfall`“ soll für 2020 bereits in der Mache sein.
„Vielleicht sollte man erstmal für die Aufstellung einer Mannschaft Sorge tragen und am besten mit Spielern, die dem klangvollen Vereinsnamen, der derzeit leider nur ein mickriger Schatten seiner selbst ist, auch nur annähernd gerecht werden. Es kommt gerade einer Schande gleich, aber die Hoffnung stirbt zuletzt...“ (Art Bernat, facebook-Kommentar)

„Bis in die Landesklasse oder Sachsenliga ist realistisch“, glaubt Nico Breitkopf (LVZ Sportbuzzer 8.6.17)

Havel war erst skeptisch, ob das nicht zu sehr nur eine Feierabendtruppe sei. „Doch ich war von dem spielerischen Potenzial angetan“, bekennt er, „und da habe ich zugesagt.“
„Unser Ziel lautet wieder Aufstieg“, gibt Havel unumwunden kund. „Die Mannschaft hat eine gute Struktur.“ (LVZ Sportbuzzer 12.09.2018)

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