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Für eine lebendige Fankultur (31.12.1999)
Artikel im Cee Ieh 62(Leipzig)

Vom 14.-16. Januar 2000 findet das Wintertreffen des Bündnis Aktiver Fußballfans (B.A.F.F.) im Conne Island statt. Ausrichter dieses Events wird der Rote Stern Leipzig sein, der damit erstmalig ein bundesweites BAFF-Treffen in den Osten der BRD lockt.

Hiermit möchte ich Ihnen, werte Leserschaft, das BAFF vorstellen und den Kongress ein wenig schmackhaft machen.

Das B.A.F.F. ist eine bundesweite Organisation von Fußballfans, "für die das (Fußball-)Spiel als kulturelles Ereignis mehr bedeutet als der 90 minütige Konsum als ZuschauerIn." Dieses Bündnis tritt aktiv gegen Auslän-derfeindlichkeit, Rassismus, Diskriminierung und Sexismus im Zusammenhang mit Fussballspielen ein. Weiter-hin versteht sich B.A.F.F. als Fels gegen die fortlaufende Kommerzialisierung des Profifussballs und die "Versitzplatzung" in den Fussballstadien.

Die kleine BAFF-Historie

Im August 1993 gründete sich das Bündnis; Initiatoren des Projektes waren hauptsächlich Fans des FC St. Pauli und Menschen aus 15 anderen Vereinen. Der seit Anfang der achtziger Jahre um sich greifende Rassismus in den westdeutschen Stadien und die sich noch verschärfende Situation nach der Wiedervereinigung Deutschlands machte, aus Sicht der gründenden Mitglieder, das BAFF notwendig.

Noch in den Kinderschuhen steckend beteiligte sich BAFF an dem Widerstand gegen das Fussball-Länderspiel BRD vs. England am 20. April 1994 im Berliner Olympiastadion. Gerade in dem Stadion, welches Adolf Hitler persönlich im Jahre 1936 eingeweiht hatte, wollte der DFB, an Hitlers Geburtstag, das mit Brisanz geladene Spiel über die Bühne gehen lassen. Der englische Fussballverband sagte die Partie ab, da eine Konfrontation zwischen Rechten und Antifaschisten an diesem Tag befürchtet wurde.

Im November 1994 organisierte das Bündnis eine Demonstration für den Stehplatzerhalt in Fussballstadien vor der DFB-Zentrale in Frankfurt/Main. Dieses bis dato einmalige Event brachte eine große Medienbeachtung mit sich. Natürlich konnte die BAFF-Delegation, welche zum Gespräch mit den DFB-Päpsten eingeladen wurde, keine positiven Lösungen des Problems präsentieren.

Anfang 1996 wurde aus dem Namen "Bündnis antifaschistischer Fußballfans" das "antifaschistisch" durch "ak-tiv" ersetzt. Dadurch wollte sich das Bündnis für Menschen öffnen, die zwar "aktiv" sind, aber politisch sich noch nicht festgelegt haben. Halbjährlich steht BAFF im Rampenlicht aufgrund diverser Kongresse (jeweils in der Sommer- und Winterpause) und weiteren Veranstaltungen, wie dem Fussball-Fanzine-Festival (Mitte 1996) in Oer-Erkenschwick. 50 Gruppen (Fanzines, Fanclubs, Faninitiativen, ...) und über 200 Einzelpersonen sind mittlerweile im Bündnis organisiert.

Von Kommerzialisierungswut und Ärschen

Vornehmlich sind es die privaten Sender, die seit Jahren bestrebt sind, aus dem Fußssball ein vermarktungsge-rechtes Produkt ohne Ecken und Kanten zu machen. Die Werbeblöcke bei Fussballsendungen sind der absolute Renner und Sender wie "tm3" katapultieren sich allein durch die Champions League aus der medialen Grauzone.

Nicht mehr die Fans und ihre gezahlten Eintrittsgelder sind der Hauptposten der Vereinsumsätze, sondern das Fernsehen, die Werbeeinnahmen und der Verkauf von Merchandise-Artikeln. Dadurch werden Spiele TV-gerecht angesetzt, ohne Rücksicht auf die eigenen Fans (Bsp. Montagsspiel auf DSF) und es wird laut über die Änderung der Spielregeln nachgedacht. Regeländerungen wie das Vergrössern der Tore, die Drittelpausen und Auszeiten können für den Fussball nur negative Folgen haben. BAFF versucht durch gezielte Öffentlichkeitsar-beit Gefahren dieser Entwicklung aufzuzeigen und damit der Kommerzialisierung - im möglichen Rahmen - Einhalt zu gebieten.

Unter dem Motto : "Sitzen ist für'n Arsch" macht sich das Bündnis für die Erhaltung der Stehplätze in den Fuss-ballarenen stark. Die Katastrophen von Heysel und Hillsborough offenbarten die nicht wegzudiskutierende Ge-fährlichkeit der von Hooligans bevölkerten maroden Stadien im allgemeinen und Stehplatztribünen im speziel-len. Daraus resultierend, stellten die einzelnen nationalen, wie auch internationalen Fussballverbände eine einfa-che Gleichung auf: "Nur Sitzplätze sind sicher". Diese Ereignisse, die mit der Popularisierung des Spiels in Westeuropa seit der WM 1990 zusammenfielen, wurden zum Anlass genommen, die marktgerechte Zurichtung (Kommerzialisierung) des Spiels in nie gekannter Geschwindigkeit zu forcieren. Traurige Gegenbeispiele wie die 84 Toten im reinen Sitzplatzstadion von Guatemala City ignorierend, war nun ein Totschlag-Argument ge-funden, mit dem die hermetische Überwachung der Stadien (mit der Folge der Verlagerung der Krawalle ausser-halb der Hochsicherheitstrakte) und der Erschließung profitablerer Zuschauerschichten möglich wurde.

War das allwöchentliche Fussballerlebnis früher der sogenannten "working class" vorbehalten, wird der Fussball jetzt fit gemacht für die Mittelklasse. Denn diese kann die teuren Tickets der Spitzenvereine bezahlen und sich reichlich mit Fanartikeln eindecken. Was auf der Strecke bleibt, ist der eingefleischte Fan in der Kurve und die gesamte - in Deutschland auf keinen Fall zu idealisierende - Fankultur.

Ich hoffe, der geneigte Leser hat den kleinen Abriss, über die Aktivitäten des Bündnis Aktiver Fussballfans ge-nossen. Wer sich weitere Informationen über BAFF besorgen möchte, ist im Fanladen des Roten Stern Leipzig besonders gut aufgehoben, wo reichlich Material über das Bündnis vorhanden ist.

Wichtig: Ab sofort wird im Fanladen eine Liste für die Pennplätze aushängen. Wer freie Kapazitäten hat und Leute aufnehmen möchte, der soll sich dort bitte eintragen. Wer sonst noch bei der Vorbereitung mitwirken will, der ist herzlich willkommen. Die Vorbereitungsgruppe trifft sich nach jedem Plenum vom Roten Stern Leipzig.

adam



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