Teams
Chronik
Dates
Fans
Stern Roter Stern
RSL Erste Herren vs. SG Rotation Leipzig  0:3
29.3.2015 Sportpark Dölitz
Schnappo macht sie alle nackig

Eine Viertelstunde vor Ende dieses unglückseligen Sonntagnachmittages bei noch dazu beschissenem Wetter konnte auch Günter Schnappo nicht mehr hinsehen. „Ich spiel’ dann jetzt“, ließ der so kapriziöse wie genialische Mittelfeldzampano verlautbaren, würdigte Hennes Knopf dabei keines Blickes und trabte selbstgewissen Schrittes auf den Rasen. „Aber Schnappo, du bist ja fast splitterfasernackt?!“, protestierte der entgeisterte RSL-Weisweiler. Doch das störte längst niemanden mehr, schon gar nicht den Feingeist selbst. Nur Augenblicke darauf nahm er einen Einwurf von Tille samtenen Fußes an, drehte eine katharinawitteske Pirouette um seinen verdutzten Gegenspieler und schob lässig ein. „Wahrlich das schönste Gesicht des Sozialismus“, frohlockte Hans Kroneck hinter dem Fangnetz, der ansonsten heute nur sein Miesepetermiene aufgesetzt hatte und gegen die am Ergebnis unschuldigen Auswechsler der Gäste stichelte. Trotz dieses kurzen Hoffnungsschimmers gelang dem RSL vor knapp 250 Zuschauern im heimischen Sportpark Dölitz nicht mehr als dieser symbolische Anschlusstreffer. Gegen den Stadtliga-Dritten Rotation 1950 verloren wir verdient mit 1*:3 (0:2) - unsere erste Pflichtspielschlappe seit fast genau sieben Monaten.

Doch der Reihe nach. Das Trainergespann Bieleit/Knopf vollzog in der Startaufstellung im Vergleich zur Vorwoche einige Personalrochaden. Pirmin nahm sich eine schöpferische Pause, Winkel war leicht angeschlagen und Hendler plagte sich mit einem regenbogenfarbenen Sprunggelenk aus der MoGoNo-Partie herum. Dafür rückten Tim, Robert und Max Herzog in die Elf. Zudem kehrte Raik nach überstandenem Skalpelleinsatz für Ron-Robert Loitzsch in den Kasten zurück. Blöderweise verpflichtete ihn seine erste Amtshandlung dazu, gleich mal den Ball aus dem Netz zu holen. Nach einem langen Ball aus der Rotation-Hälfte heraus spekulierten alle in rot auf Abseits, doch niemand tat uns den Gefallen. Schon gar nicht ein Gästeangreifer, der sich die Kugel im Nachsetzen an der Grundlinie erkämpfte, aus Nahdistanz scharf und verdeckt in den Fünfer drosch, wo sie von Raik unglücklich über die Linie abgefälscht wurde (3.).

Die frühe Führung spielte den Gästen dementsprechend perfekt in die Karten. Rotation stand gut und dicht gestaffelt, gewann vor allem im letzten Drittel die wichtigen Zweikämpfe. Einzig ein Aufsetzer von Max aus 17 Metern und ein abgefälschter Freistoß von Rudi ließen uns dem Ausgleich nahe kommen. Ansonsten umwehte unser Spiel irgendwie zunehmende Schwermut, als würden wir schon vorzeitig verlorenen Punkten nachtrauern. Nur wenige Angriffszüge gelangen, gefährliche Torabschlüsse hatten Seltenheitswert. All das sollten die Gäste unmittelbar vor dem Pausenpfiff für einen zweiten Genickschlag nutzen. Aus einem Spielzug unsererseits heraus fälschte der Schiri den Ball in die Füße eines Rotation-Akteurs, dieser gewann den folgenden wichtigen Zweikampf am Mittelkreis, spielte klug über links in die Tiefe, von wo aus sein Kapitän ansatzlos ins kurze Ecke traf (42.).

Den vorentscheidenden Rückschlag im Hoffen um ein Anschlusstor erlitten wir dann gut eine Viertelstunde nach Wiederanpfiff. Ein schnell vorgetragener Konter brachte die Nummer 6 in freie Schussposition, der jedoch entschied sich für einen vorzüglichen Heber quer durch den Fünfmeterraum, den (abermals) ihr Kapitän mit der Stirn nur über die Linie drücken brauchte (60.). So sehr wir uns nach dem 0:3 auch redlich mühten, noch ein oder zwei positive Zeichen zu setzen, (entschuldigt die nachfolgende Phrase zum Quadrat) aber wir hätten es hier noch bis zum Einbruch der Dunkelheit probieren können (und die ließ aufgrund der neuerlichen Zeitverschiebung die Nacht davor noch um eine Stunde länger auf sich warten), uns wäre wohl eher kein Tor mehr gelungen. Denn als Bastis Kopfball nach Tilles punktgenauer Flanke ein paar Zentimeter am Pfosten vorbeiging und Paul fünf Meter vor dem Tor der Mut verließ und er bloß schludrig zum Gegenspieler querlegte, ahnte noch keiner von Schnappos Geistesblitz kurz darauf. An der gerechtfertigten Niederlage änderte das nichts mehr.

Für kurzes Aufsehen sorgte direkt nach Abpfiff das Wortgefecht zwischen einem kleinen, wütenden Mann im Rotation-Trainingsanzug und Tille, das wenige Sekunden lang für Gedränge wie in Mumbais Feierabendverkehr sorgte. Vermeintlich ging es um die anstehende Indien-Reise unseres Linksverteidigers. „Maaaaann dooooooo. Hätte ich das eher gewusst, hätte ich dir meinen Lonely Planet noch mitgebracht“, schrie der Mann. „Hör’ doch aaaaauf dooooooo, solchen Mist brauch ich nicht. Ich weiß selbst, wie ich nach Goa komme“, entgegnete ihm Tille eindringlich. Von dieser Begegnung habe ich mir allerdings nur erzählen lassen. War da schon auf dem Weg zum am heutigen Tag nur Taktikfüchslein Knopf, der bereits von einer Medienmeute in die Enge getrieben wurde: „Warum lassen Sie dieses Ass Günter Schnappo nur so lange im Ärmel, bis es schon zu spät war?“ Selbstkritisch, aber zähneknirschend musste Knopf eingestehen: „Das nehme ich auf meine Kappe. Ich war da vielleicht ein bischen eingeschnappt, weil er sich auch das ganze Jahr nicht genötigt sah, beim Training zu erscheinen. Aber in dieser Form werden wir den eh nicht mehr lange halten können.“ Dem Vernehmen nach wurden bereits Spanner ääääh Späher sämtlicher europäischer Nudistenvereine im Sportpark Dölitz gesichtet. Schnappo selbst kokettierte vor dem Boulevardreporter einer FSK18-Kiezpostille bereits mit seinem Wechsel zu FKK Real Madrid. „Da würde ich sogar nackt hinlaufen“, versprach er vollmundig.

P.S. Schnappos Traumtor im Video: https://www.facebook.com/video.php?v=10153332159853054


www.roter-stern-leipzig.de / Datenschutz/Impressum/Kontakt