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KSC 1864 Leipzig vs. RSL Erste Herren  2:3
30.5.2015 Albersdorfer Str. 17
Die Verwandlung: Entenmann Ade, Superkroneck Olé

Fast hätte uns die eigenmächtig um zwei Minuten verlängerte Halbzeitpause das vorzeitige Ende aller immer-noch-ein-bisschen-Träume auf den irgendwie doch nicht ganz aus den Augen verlorenen Stadtmeistertitel bereitet, doch das gemeinsame, couragierte aneinander Aufrichten im Verlauf des zweiten Durchgangs bescherte dem RSL am 28. Spieltag im alles andere als langweiligen Auswärtsspiel vor gut 150 Fans beim Knautkleeberger SC letztendlich einen knappen 3:2 (1:0)-Erfolg. Rudi (32.) und Paul (54., 61.) sorgten mit ihren Toren dafür, dass wir 180 Minuten vor Schluss der aktuellen Stadtligasaison weiterhin nur einen Punkt hinter Klassenprimus Blau-Weiß liegen.

Lässig mit der Pike - Rudi beglückwünscht Paul nach dessen 2:2-Ausgleich

Da Sammy Samstags immer Musik macht und Simon noch an einem Blutterguss im Oberschenkel laborierte, musste das Trainergespann Bieleit/Knopf im Vergleich zum zurückliegenden Heimspiel gegen den SV Ost zwei offensive Leerstellen ausfüllen. Gut, dass Herzis zuletzt lädierter Fuß restlos verheilt war und Fahrradausflügler Pirmin trotz mordsmäßigem Gegenwind zwischen Cospudener See und Albersdorfer Straße rechtzeitig und nur halb ausgelaugt den idyllischen Sportplatz der Gastgeber fand. Da sich noch dazu Elias über Nacht eine Erkältung eingefangen hatte, musste Tim in der Innenverteidigung aushelfen, wodurch Hendler, der bis zur Kabinenansprache auf einen geruhsamen Bank-Nachmittag schielte, erstmals seit seiner Sprunggelenksverletzung Mitte März in die Startelf rutschte.

Kosta pflügt im Kniehub durchs Mittelfeld

Dass er die lange Ausfallzeit nicht dazu nutzen konnte, um theoretisch wie praktisch irgendwas an seiner hoffnungsvollen Ungefährlichkeit vor dem gegnerischen Kasten zu ändern, hatte er schon nach gut 20 Minuten eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Machtlos wie Gregor Samsa, der einst aus unruhigen Träumen zum Käfer verwandelt erwachte, versuchte Hendler vergeblich, Pirmins wunderbare Vorbereitung mit gestrecktem Bein ins leere Tor zu verlängern, verpasste den Querpass jedoch kläglich. Stattdessen lag er „auf seinem panzerartig harten Rücken und sah, wenn er den Kopf ein wenig hob, seinen gewölbten, braunen, von bogenförmigen Versteifungen geteilten Bauch, auf dessen Höhe sich die Bettdecke, zum gänzlichen Niedergleiten bereit, kaum noch erhalten konnte. Seine vielen, im Vergleich zu seinem sonstigen Umfang kläglich dünnen Beine flimmerten ihm hilflos vor den Augen […]“ (Kafka: Die Verwandlung, 1915). Auch sein etwas überhasteter Innenspannabschluss aus 13 Metern ein paar Minuten später, übrigens schön aufgelegt von Kosta, fand nicht ins Ziel. Den zwei regionalen Starstürmern von vorgestern auf unserer Trainerbank blieb da nicht viel mehr als mitleidiges Abwinken von der Seitenlinie übrig.


Connewitzer Küsschen für die Berlinliga-Champions von TeBe
Ebenso konnten Winkel, Herzi und Rudi die über weite Strecken der ersten Halbzeit an den Tag gelegte Überlegenheit des RSL nicht in ein folgerichtiges Führungstor ummünzen. Dafür wiederum kam uns kurz darauf die KSC-Defensive entscheidend zur Hilfe. Kostas langer Diagonalball in den linken Raum sorgte bei einem Verteidiger und seinem Torwart für erhebliche Verantwortungsirritationen, was Rudi im perfekten Augenblick auszunutzen wusste, die Kugel an beiden Gegnern vorbeispitzelte und daraufhin souverän ins leere Tor schob (32.). Der KSC hatte in meiner Erinnerung bis dahin offensiv kaum etwas zustande gebracht. Ich glaube, im gesamten ersten Durchgang rauschte bloß ein Fernschuss drei Meter über den Querbalken und – schon weitaus gefährlicher – ein Freistoß recht knapp links am RSL-Kasten vorbei.


Erster Titel auch für Tim: Ungekrönter Zweikampfmeister am Samstag in Knautkleeberg
Recht ordentlich und überlegen gespielt, aber nur mit einem Tor gingen wir in die Pause – das stank doch allzu stark wie beim bitteren Punktverlust vor drei Wochen gegen Tapfer, der uns obendrein die Tabellenführung gekostet hatte. „Bleibt konzentriert, legt eins nach und lasst euch das bitte nicht aus der Hand nehmen“ – nur als wir noch so ein bissel vor uns her sinnierten, woran Bieleit und Knopf soeben während der Pause ausdrücklich appellierten, führte der KSC aus dem Nichts mit 2:1. Binnen kaum 120 Sekunden nach Wiederanpfiff hatten wir den Ball zwei Mal vertändelt und wurden dafür bitterböse bestraft (46., 47.). Allerdings – genau das schienen wir gebraucht zu haben. Denn urplötzlich berappelten wir uns. Jeder leistete Aufbauhilfe für den anderen, gemeinsam schöpften wir neuen Mut – sei es durch einen gewonnen Zweikampf an wichtiger Stelle, einen zurückeroberten Ball oder mithilfe einer gelungenen Passstafette.


Save of the day! Raik rettet drei Punkte
Den endgültigen Mutmacher brachte uns ausgerechnet jemand, der in den gegnerischen Strafräumen wochenlang irrlichternd seiner Vorrundenform hinterher gewatschelt war und dabei ne’ Schnute zog wie ein mit schimmeligem Brot beworfener Erpel im Parkteich: Denn Paul, der erst zuletzt gegen Ost seine Premierentore der Saison-Endphase feierte, drehte im Alleingang das Spiel doch wieder zu unseren Gunsten. Seine so lang vermisste Kaltschnäuzigkeit verhalf ihm zunächst aus einem Strafraumgewühl heraus zum Ausgleich – überlegt per Pike ins rechte Eck (54.). Knapp sieben Minuten später verlängerte dann Pirmin dank seiner wuchernden Lockenpracht Hendlers Einwurf auf Paul, der sich geschickt um zwei Gegenspieler drehte und aus kurzer Distanz via Innenpfosten das in letzter Konsequenz entscheidende Tor des Nachmittages erzwang (61.).


Käferstündchen nach Spielende - das Schauorchester Ungelenk
In der restlichen halben Stunde lieferten sich beide Kontrahenten einen offenen wie auszehrenden Schlagabtausch, geprägt von vielen intensiven Zweikämpfen. Der KSC rang und drängte entsprechend um den Ausgleich, wir schmissen uns in jeden Zweikampf und vergeigten zwei, drei gute Kontergelegenheiten. Noch dazu hatte Tobber unseren schönsten Spielzug des Nachmittages schon fast vollendet, wäre ihm der KSC-Keeper nicht mit einer Glanzparade dazwischengefunkt. In der wirklich allerletzten Szene des Spiels monierten die Gastgeber auf absichtliches Handspiel von Gringo im Strafraum (wir habens dahingehend anders gesehen, da er sich beim Schussversuch sowohl wegdrehte als auch den Arm angelegt hatte – aber nur menschlich, dass da auf beiden Seiten Uneinigkeit herrschte), jedoch kam ein KSC-Angreifer noch im nächsten Augenblick zum direkten Abstauber, den Raik mit einem Blitzreflex um Zentimeter über die Latte lenkte.

P.S. Noch mehr bilderreiche Impressionen - wie immer von Steffen Herzog: https://www.flickr.com/photos/130727436@N08/sets/72157653799770455

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