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Stern Roter Stern
TSV 1862 Schildau vs. RSL Erste Herren  1:3
21.11.2015 Sportplatz Schildau
Sterne geben rote Laterne ab!

3:1-Auswärtssieg! Schildau liegt uns!

Wer denkt, dass wir uns von Schildbürger_innen-Streichen beeindrucken lassen, liegt falsch: Der Stern kann Schildbürgereien viel besser! Wenn dann Kroneck noch doppelt "gegen Faschismus" netzt, gibt's drei Punkte und sehr schöne Erinnerungen an eine Auswärtsfahrt, die zumindest Langzeitanwesende an die "unbeschwerten Zeiten" vor Brandis erinnert haben dürfte.


¡Arriba! ¡Arriba! - Dauerläufer Rudi
Zum Spielgeschehen: Trainer Bieleit und Berater Knopf hatten nur beinah in die Vollen greifen können, entließen aber mit Frohloff / Winkelmann, Kapitän Heyn, Meißner, MPUhlig / Seufert, Simon, Firley, Burmeister / Strasser, Kroneck eine eingespielte Elf aufs Feld. Spieler Tille hatte sich am Vorabend bei einem MaxPower-Konzert verletzt, musste mit Kopfschmerzen auf der Bank platznehmen, wurde sehr gut von Uhlig vertreten. Ersatztorwart & Zaunsgast Frohburg (der Dünnere) verpasste sowohl Teambusse als auch den Fanbus, stand also nur in Abwesenheit auf dem Protokoll. Mit Magallanes Sanchez, Mohammad, Bernhardt und Grigo saßen trotzdem mehr Einsatzfähige auf der Bank, als das Wechselkontingent zuläßt.

Treffsicher nach Taschengeldentzug, Paul

Gewarnt war man vor Schildau gewissermaßen, was das Fußballerische angeht: weniger vor spielerischer Klasse, als vielmehr vor aussergewöhnlich robustem Spiel. Trainer Bieleit hatte aber offensichtlich genau die richtigen Worte gefunden, die Sterne kombinierten trotz Mistwetter gepaart mit Schauern und ganz tiefem Boden in den ersten 20 Minuten gut, hielten gut dagegen, erspielten sich zwei sehr gute Einschußmöglichkeiten, die jeweils Rudolf Seufert ausließ. Da es so also nicht ging, ließen die Sterne das eigene Spiel erstmal verflachen. Dieser Kniff funktionierte dann irgendwann: Nach Zuspiel von Rudi nutzte Paul in der 42. Minute die Platzverhältnisse und überwand aus bestimmt 18 Metern mit der Pieke (in Dresden heißt das Giege) erstmals den Schildauer Hüter Müther ("halb Mensch, halb ...", O-Ton RSL-Telefonreporter): nasser Rasen, glitschiger Ball, der vorm Hüter aufspringt, ungefähr dreimal die Richtung anpasst und so über die Arme, durch die Augen, irgendwie jedenfalls, den Müther-Hüter passiert und sich im Netz verfängt.

Bis dahin von Schildau nix zu sehen ausser lange Bälle zu Niemandem, Spielaufbau als Einwurfstafetten und kleine Fouls. Nun begab es sich aber, dass einer der planlosen langen Bälle einem Schildauer Spieler auf den Fuß fällt, der schiebt am herauseilenden Raik vorbei - aber auch am Sterne-Tor, fällt dann wie zufällig über Raiks Bein. Elfmeter, 1:1, Halbzeit. Bitter.

Das 1:1 in Entstehung

In der Kabine gab es dann ordentlich Streit, Trainer Bieleit verließ selbige sogar - allerdings wohl eine konstruktive Sache, denn noch besser als in Halbzeit I starteten die Sterne in die Zweite. Mittenrein die Verletzung von Simon, der in der 56. Minute umknickte und für Sebastian Bernhardt das Spielfeld verließ. Nun dauerte es wieder, bis der Stern zählbares schuf. Nach Foul an Pirmin schnappte sich Kroneck den Ball und verwandelte per Elfmeter. Wenig später durfte er duschen und übergab das Antifa-Torschützenzepter an Rafa, der kurz vor Abpfiff nach guter Aktion und Kombination ins leere Tor einschießen durfte. Der mit Abstand meistbejubelte Treffer, hatte sich doch die Zuschauer_innen-Zahl auf wundersame Weise in der 60. Minute vervielfacht, dazu unten mehr. Die 30 Minuten nach dem 2:1 waren

Entzückendes 2:1
jedenfalls ein rauschendes Sterne-Fußballfest. Max Grigo durfte die Nachspielzeit noch genießen, er kam nach dem 3:1 für Pirmin in der 90.

Auswärtssieg!
Mit dem Abpfiff stürmte das gesamte Team incl "Love-Football-Hate-Fascism"-Transpi zur "Kurve" rüber und die Stimmung war ausgelassen wie lange nicht.


So ist das Fazit in vielerlei Hinsicht positiv: Die I. Herrenvertretung der Sterne scheint langsam in der Liga anzukommen. Wir haben den ersten Auswärtssieg eingefahren, der Tresenwald aus Machern hat uns die Rote Laterne geklaut, "Linksfaschist" und "Zeckenschwein" (heutzutage gängige Beleidigungen, d.A.) Kroneck (jun.) erscheint mit seinen 10 Treffern sogar an prominenter Dritter Stelle in der "Torjäger"-Liste (so heißt das bei fussball.de). Und nachdem wir aus den ersten sieben Spielchen gerade mal zwei Punkte machten, sind es aus den letzten fünf seit Lok deren neun, including die Erkenntnis: Wir sind nicht nur (fast jedesmal) "mindestens gleichwertig", wir gewinnen auch mal, wenn's sein muss.


Das andere: Unser Umgang mit dem aktuellsten Schildbürger_innen-Streich. Es war uns eine Freude!

Die Vorgeschichte für Nicht-Eingeweihte: Der Stern spielte (& gewann) nicht das erste Mal in Schildau. Vor fünf Jahren, in der Aufstiegssaison 2009/2010, spielten wir kurz vor Saionende in Schildau. Interesse an den Roten Sternen zeigten auch einige dutzend Neonazis der Kameradschaft "Schildauer Jungs", die extra ein Transparent gebastelt hatten: "Love Football - Hate Roter Stern". Die mühten sich 90 Minuten redlich, sämtliche bekannte Nazi-Sprüche gegen Spieler und Fans vorzubringen. Trotzdem hieß es am Ende 1:0 für die Sterne, was einige Kameraden animierte, aufs Spielfeld zu stürmen. Selten hat man mit heimlicher Freude einem Polizeieinsatz zugesehen. (Unser Spielbericht von damals:
http://roter-stern-leipzig.de/spiel1527.html)

Um nun derlei "Provokationen" (aka Naziauftritte) zu "unterbinden", hatte die Stadtverwaltung der Schildbürger_innen eine Art Idee: Sie schlug dem Verein TSV Schildau vor, mittels Anpassung der Stadionordnung sämtliche Meinungsäußerung via Transparenten und Fahnen zu untersagen - für alle Zuschauer_innen. Das hilft natürlich gegen Nazis genauso wie eine Kerze im Fenster und richtete sich vor allem gegen die Fans des Roten Sterns, betrachtet man die Zahl der eingesetzten Transparente im Schnitt. Was wollte man uns damit sagen? Das wir mit Transparenten Nazis provozieren würden, aber nicht die Anwesenheit von Nazis das Problem darstellt? Es ist immer wieder dasselbe Leid.

Nicht mittendrin, aber doch dabei!

Da der Sterne-Anhang im Besitz einer mächtigen Schildbürger_innen-Streiche-Maschine ist, hatten wir eine passende Antwort parat. Ein Großteil der knapp 100 mitgereisten Sterne-Fans verzichteten darauf, dem TSV für dieses hanebüchene Vorgehen auch noch vier Euro Eintritt in den Rachen zu werfen. Stattdessen wurde nach längerer Diskussion mit der Vereinsführung flott die mitgebrachte Musikanlage und der Pavillon aufgebaut und per Telefon das Spielgeschehen nach draussen übertragen. Das führte zu guter Laune auf allen Seiten und einem nur leicht verzögerten Torjubel nach dem 1:0, den man auch im "Stadion" gut hören konnte. Als der TSV dann 30 Minuten vor Schluß keinen Eintritt mehr wollte, gingen die 60 vor dem Stadiontor verbliebenen Sterne-Fans noch rein. Was folgte, waren die 30 schönsten, lautesten und intensivsten Minuten Support seit langer, langer Zeit. Natürlich ließen es sich einige wenige unbelehrbare Unbekannte nicht nehmen, ein Transparent mit reinzuschmuggeln und aufzuhängen, wie Fotos im Nachhinein bewiesen. Als dann auch noch das 3:1 fiel, gings richtig rund bei den Sternen und das von so einigen Schildauer Zuschauern vorgebrachte Pöbel- und Nazigebrülle verstummte auch endlich.


Und ganz nebenbei: Neben den beinah üblichen Beleidigungen gegen unsere Spieler witterten wohl einige Schildauer DIE Verschwörung schlechthin im Leipziger Fußball: Der RSL und der RBL sind nicht nur vom Kürzel her Schwestern! "RedBull für Arme", "Geld schießt keine Tore" (deswegen trifft Kroneck nach Taschengeldentzug endlich auch regelmäßig) und "Ihr scheiss Kapitalisten": Das sind absolute Top-Beleidigungen, die wir in nächster Zeit gern öfter hören würden!

PS: Eigentlich mehr als eine Randnotiz: Der Sächsische Fußballbund hatte auf Vorschlag des DFB einen Text verfasst, der zu einer Schweigeminute ob der Anschläge in Paris verlesen werden sollte und vom TSV Schildau auch verlesen wurde. Beim Fußballverband scheint man weiterhin davon auszugehen, dass "Rasse" ein existierendes Konzept ist. Und was sie mit "Farbe" meinen... Die Vereinsfarben?

Mehr schicke Pics von diesem geilen Kick gibts vom lieben Steffen: https://www.flickr.com/photos/130727436@N08/albums/72157660885329070

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