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HFC Colditz vs. RSL Erste Herren  4:2
19.12.2015 Sportplatz Hausdorf (B176), 04680 Colditz
Gringo Starr & Bobby McGee

Auch mit etwas Abstand werde ich den Eindruck nicht so wirklich los, dass im letzten Bezirksligaspiel des Jahres für den unfassbaren Außenseiter RSL vor vielleicht 130 Kiebitzen beim unangefochtenen Tabellenzweiten in Colditz wieder mal mehr als das nunmehr leidige „Mensch, ich kann gar nicht verstehen, warum ihr so weit unten steht“-Mitgefühl der Kontrahenten drin war. Eine gute Halbzeit lang packten wir – vorweihnachtlich beschwippst ääh beschwingt - den HFC am Schlawittchen, der derweil mehr mit sich selbst und dem an den Tag gelegten eigenen Schlendrian zu tun hatte, mussten letztendlich aufgrund denkbar bitteren Schlusssekunden vor der Pause sowie paralysiert-konfusen fünf Minuten nach Wiederanpfiff jedoch eine 2:4 (2:2)-Niederlage einstecken.

Einfach mal reingeschmelzert: Spieler Tille

Im Prinzip stellten wir uns so kurz vor dem vierten Advent von selbst auf, da unter anderem Rudi seinen 50tägigenen Jahresurlaub auf Usedom vervollständigte, Paul nicht wie so oft theoretisch, sondern diesmal richtig den Arsch offen hatte, Flo antibiotikageschwächt das Bett hütete, Simon seinen lädierten Oberschenkel in der Wittinger Brauerei einer Hopfen- & Malz-Kur unterzog und Basti bei der Familie weilte. Dieser personelle Engpass änderte allerdings nichts an der Lust und Laune des Teams. Im Wissen, dass wir eigentlich keine Chance hatten, nutzten wir eben diese und legten von Beginn an eine flotte Sohle auf den wunderbar zu bespielenden Rasen. Defensiv ließen wir konzentriert und kompromisslos nahezu nichts zu, während vorne Pirman und insbesondere Gringo Starr mit Unterstützung des Mittelfelds konsequent nadelstichartig die Hintermannschaft der Gastgeber volltrommelten.


Im Bild links: Sabine Töpperwien
Nachdem Gringo zuvor wiederholt nur einen Augenblick zu spät eine Kopfballverlängerung von Pirman nach jeweils langen Einwürfen verpasste, belohnte uns Stage-Dive-Veteran Tille mit dem frühen Führungstor, indem er den Ball ansatzlos aus gut 18 Metern erst durch die Beine eines Verteidigers und daraufhin unhaltbar ins rechte Eck marcelschmelzerte (14.). Die gerechte Sanktion dafür, dass sich einzelne Heimzuschauer an der Außenlinie offenkundig nicht mit der wildmähnigen Kid-Rock-Tolle der Billhart-Fee anfreunden konnten, wobei deren eigener Kopfschmuck zu allem Übel eher den Phänotyp eines vollgedüngten Herbstfeldes verkörperte.


Knackpunktszene: Heyno landet gleich auf dem Allerwertesten
Zwar verfügten die Colditzer stets über größere Spielanteile und streckenweise auch wirklich ne gut anzusehende Spielanlage, wussten jedoch lange Zeit spätestens in unserem Strafraum nichts Gescheites mehr damit anzufangen. Umso weniger kündigte sich mehr als 20 Minuten später ihre plötzliche Ausgleichschance an. Infolge eines langen Balls kreuzte ein Angreifer in einer unbarmherzigen Mischung aus Cleverness und Dreistigkeit Tims Laufweg und kollidierte dabei mit ihm. Beim anschließenden Elfmeter baute sich Rayk furchteinflößend breit auf, hatte jedoch keine Chance gegen Liefold (37.). Dass uns dieser Rückschlag mal sowas von gar nicht aus der Fassung brachte, konnten wir irgendwie selbst gar nicht fassen. Und was unmittelbar daraufhin folgte, begriffen wir schon mal gar nicht und am wenigsten Gringo selbst: Denn der legte sich – mit dem Rücken zum Tor unweit der Fünfmeterraumkante postiert – Tilles Eingabe so zurecht, um daraufhin aus der Luft halsbrecherisch einen wahrhaft formvollendeten Fallrückzieher in hohem Bogen über den nicht weniger konsternierten HFC-Schlussmann hinweg ins lange Eck zu senken (39.). Damit gingen wir nicht nur wieder in Führung, vor allem aber entschädigte das für die Peinlichkeit seines – gelinde gesagt - extravaganten Schuhwerks; die ausgewiesen potthässlichsten Töppen des Universums (und das ist noch untertrieben), die dem zuständigen Puma-Mitarbeiter nur auf einer völlig abgedrehten hedonistischen Designerdroge eingefallen sein konnten.


Normalerweise hätten wir uns umgehend mit diesem orgasmatischen Gefühl in die Winterpause verabschieden müssen. Shakehands mit den Gegnern, scheiß auf die drei Punkte, danke, reicht für dieses Jahr und ab unter die Dusche. Aber das hätte nicht nur LVZ-Lokalsport-Feder Frank „Was bitteschön gibt es wichtigeres im Leben als Hobbyfußball?“ Müller noch vollends in seinem unverrückbaren Mantra erschüttert, sondern wäre natürlich irgendwie auch unfair gegenüber unseren eh schon bemitleidenswerten AllesfahrerInnen gewesen, die sage und schreibe beide Jahrhundertore verpassten, weil ihr Bus mit 40minütiger Verspätung am Sportplatz eintraf (so viel nimmt sich nicht mal Loitzschke raus!).


Ein Tor von einem Gedicht, ein Gedicht von einem Tor (Lyrics by Gringo Starr)
Doch irgendwie zu sehr in Versuchung geraten vom süßen Gift eines etwa doch möglichen Sieges hier zu träumen, spielten wir dann dummerweise brav und naiv weiter. Und brav und naiv geben gleich mal die passende Stichworte für die entscheidenden kaum sechs Minuten des ansonsten so sonnig herrlichen Herbstnachmittags im Dezember und zudem irgendwie dann doch schon irgendwie die einleuchtende Erkenntnis, warum wir momentan trotz einer Vielzahl von wirklich ansprechenden Leistungen im Verlauf der Hinrunde noch viel zu weit unten stehen. Zunächst wurde uns mit dem Pausenpfiff ein weiterer langer Ball zum Verhängnis, der letzten Endes den HFC-Spieler Jahn erreichte und von diesem nach Umkurvung von Rayk aus spitzem Winkel über die Linie geschoben wurde (45. + 1). Das Unheil nahm dann gleich mit Wiederanpfiff endgültig seinen Lauf. Zunächst wurde Tilles zu kurz geratener Diagonalball abgefangen, sodann entpuppte sich der eigentlich schon gewonnene Zweikampf von Hendler als tückischer Rückpass, den Schwips erst aufzunehmen und nächstens zu vollenden wusste (49.). Als Richter kurz darauf den nächsten Sekundenschlaf in unserer Defensive ausnutzte (51.), hatten wir uns selbst um den eigentlich wirklich verdienten Lohn gebracht.


Die größten Janis Joplin-Fans: Lothar König und Loitzschke
Wer weiß, was vielleicht ohne Kapitän Heynos unglückliche Verletzung gewesen wäre? Er quälte sich seit Mitte der ersten Halbzeit mit aus einem Luftzweikampf davongetragenen unerträglichen Hüft- und Rückenschmerzen herum, an dessen Ende er ungebremst waagerecht auf den Rasen geknallt war. Für uns im Nachhinein wohl jene tückische Knackpunkt-Szene des Spiels, die unserer bis dato bockstarken Defensivreihe um ihn, Winkel, Pippen und Tim merklich zusetzte. Aber was solls! Auch wenn Heyno schon auf der Rückfahrt seinen (zit.) „falschen Ehrgeiz“ und Tim seine „zwei Aussetzer“ in entscheidenden Szenen selbst geißelten, spätestens als Janis Joplins „Me & Bobby McGee“ southerncomfortkrächzend aus dem Äther röhrte (eben jener Klassiker, mit dem Lothar König die aufgeheizte Gemengelage am vorvergangenen Samstag schlichten wollte und zum Dank von wie immer durch überbordendes Fingerspitzengefühl aufwartenden sächsischen Beamten in Gewahrsam genommen wurde) war die vormalige Enttäuschung zusehends versöhnlicher Stimmung gewichen.


Auch Winkel hat kurz am süßen Gift des Erfolges geschnuppert
In diesem Sinne (Geil, könnte ja gleich auch unser Motto für die Rückrunde sein):

Freedom's just another word for nothin' left to lose
Nothin', it ain't nothin' honey, if it ain't free
And feelin' good was easy, Lord, when he sang the blues
You know feelin' good was good enough for me
Good enough for me and my Bobby McGee



P.S. Wie immer. Besten Dank an Steffen für wunderbare Fotos: https://www.flickr.com/photos/130727436@N08/albums/72157662443604141

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