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RSL Erste Herren vs. Bornaer SV  3:1
24.4.2016 Sportpark Dölitz
Zettel-Ewald und seine Susi

Ich fühle mich ja nach jedem Bezirksliga-Spiel eher immer irgendwie wie ein 100-Jähriger Geriatriepatient, der in keinster Weise einfach so aus dem Fenster steigen und verschwinden könnte. Geplagt von 90 strapaziösen Minuten, Gicht, Kniearthrose und anderen Wehwehchen fällt jeder Toilettengang am Morgen danach viel zu schwer. Aber für solche Nachmittage wie gestern, wo ein zwar hin und wieder zusammengestocherter, jedoch immerhin phasenweise sehr ordentlich zusammengestocherter 3:1 (2:1)-Erfolg im direkten Rückspiel gegen den Bornaer SV genügt, dass mal eben gut 350 die ganze Saison über beständig leidgeprüfte RSL-Kiebitze nach Abpfiff auch mal ein Freudenpils statt Frustbier am Frau-Krause-Wagen einnehmen dürfen, hat sich die ganze Plackerei doch auf einen Schlag schon wieder gelohnt.

Tille zu Delle: Lass doch mal wachsen, dann siehst Du auch so schön aus wie ich!

Der strohhalmhafte Nebeneffekt unseres sogar schon dritten Rückrundenheimsieges ist, dass wir nun schon zum wiederholten Mal immer dann, als wir eigentlich schon so gut wie wieder aus dem Bezirksligafenster gestiegen und verschwunden waren, nicht in Selbstzweifel und Melancholie verfallen sind, sondern mit Mut, Herz und Leidenschaft die nächstbeste kleine Klassenerhaltschance beim Schopfe gepackt haben. Vielleicht lag’s ja diesmal auch ein bissel an Sportpark-Domian, der beim Einlauf beider Mannschaften via Mikrofon einfach die „Wochen der Hoffnung“ verkündete. Kaum hatte das streckenweise etwas zu sehr am gleichzeitig noch laufenden Aue-Spiel interessierte Schiedsrichtergespann aus dem Erzgebirge die Partie freigegeben, nahmen Flo und Simon jedenfalls Panzerfees wie auch immer berechtigten Optimismus zum Anlass, gleich mit der ersten konstruktiven Aktion unsere allzu frühe Führung auf den Weg zu bringen. Herrlich von Flo in die Gasse gesteckt, erlief Simon Wieselflink den Ball im Strafraum aus viel zu spitzem Winkel kurz vor der Grundlinie und wurde dann vom etwas zu forsch herausgestürzten Bornaer Schlussmann klar von den Beinen geholt.

Da war die Bremsspur noch frisch - Elfmetermann Heyno

„Da hatte ich ne’ kleine Bremsspur im Schlüpfer“, gestand Torschütze Heyno später ehrlich, als er die Momente des Anlaufs zum fälligen Strafstoß Revue passieren ließ. In der Aktion an sich ließ er sich dann allerdings nicht von seiner urplötzlich auftretenden, anscheinenden mentalen Inkontinenz anmerken, da er den Keeper gekonnt ausschaute und die Pille ungebremst flach ins rechte Eck schob (4.). Gute Sache, die Jakob gut zwanzig Minuten später – mitten hinein in eine ziemlich deftige Drangphase der Gäste, wo uns gefühlt im Sekundentakt gefährliche Standardsituationen um die Ohren flogen - sogar noch auf formvollendete Weise veredelte. In einem der wenigen Entlastungsangriffe unsererseits nahm er es der Reihe nach mit drei gegnerischen Kontrahenten auf, wurde dabei für meinen Geschmack eigentlich schon in die weniger gefährliche Zone abgedrängt, ehe er sich aus dieser Bredouille mit einem im wahrsten Sinne des Wortes ansatzlosen Links-Drehschuss ins gegenüberliegende Dreiangel befreien konnte (24.). Krass gut.

Jacob besiegt jegliche Gesetze der Physik

Ob es an dieser im Kiez nun schon sagenumwobenen Notiz gelegen haben könnte, die ihm wenige Minuten zuvor von Zettel-Ewald Bieleit an der Außenlinie zugesteckt wurde? War dort die physikalische Grundsätze außer Kraft setzende Formel für den perfekten Drehschuss aus beinah unmöglichem Winkel aufgezeichnet? Oder stand da etwa doch nur zu Ehren von Shakespeares 400. Geburtstag ein schnell zu Papier lyrisiertes, anhimmelndes Liebessonett frei nach Richard II. an den tollkühnen RSL-Angreifer? „Oh, Unkner, nächtelange um den Schlaf gebracht habe ich mich, / wie ich mir ein Abbild von mir selbst als 18-Jährigem Stürmer-Haudrauf schaffen könnt, / Augenblicklich, da Kroneck von erschütternden Selbstzweifeln genagt, der Ladehemmung scheint anheimgefallen, / Gefunden habe ich, nach einigem Grübeln, mich selbst nun in Dir, / Tritt in meine breit gelatschten schwarz-gelben Fußstapfen, / oh, Susi Zorc des Sportpark Dölitz.“

Gemälde auf Papier von Zettel-Ewald Leit

Allerdings sorgte eigentlich schon mit der dann doch sicher geglaubten zwei-Tore-Führung im Rücken beinah im gleichen Moment des lauernden Halbzeitpfiffs Teddy de Beer, alias RSL-Hüter Raik, frohloffgemüt dafür, dass es gleich mal wieder ganz eng wurde. Einen sich im letzten Augenblick biestig senkenden Freistoß von Bornas Kapitän Wagner ließ er aus den von Elfix’ geborgten Glitschhandschuhen rutschen, wodurch Baetge den Ball per Kopf aus Zentimeterdistanz nur über die Linie drücken brauchte.

So also zusätzlich gepusht witterten die Gäste auch mit Wiederanpfiff mehr und mehr Morgenluft. Uns gelang es in der Folge kaum noch, mal ein paar entlastende Aktionen in die Bornaer Hälfte zu überführen und taumelten stattdessen in ein paar wenigen Aktionen geradewegs dem scheinbar nicht mehr weit entfernten Ausgleich entgegen. Ein Mal lag die Kugel dann tatsächlich schon im Netz, allerdings hatte der vermeintliche BSV-Torschütze aus recht deutlicher Abseitsposition heraus getroffen. Umso wichtiger und letztendlich auch spielentscheidend war, dass der kaum 180 Sekunden zuvor eingewechselte Sammy eigentlich mit seiner ersten Ballberührung, folgendem ersten Sprint mitten durch die just in diesem Moment aufgekommene Lücke in der Defensivreihe der Gäste nebst anschließendem trockenem Schuss aus knapp 17 Metern ins linke Eck für das so erlösende 3:1 sorgte. Unbeschadet sollten wir die neuerlichen Heimpunkte über den Schlussabschnitt hin sichern.

Sammy erlöst den Stern



Künstler am Leder - Rafa
Wie immer besten Dank an Steffen für wunderbare Impressionen: https://www.flickr.com/photos/130727436@N08/albums/72157667388356282

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