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RSL Zweite Herren vs. LFV Sachsen  6:2
10.10.2020

10.10.2020
RSL II 6 : 2 (Rest-) Leutzscher
oder

Sterni haut Pfeffi wech

Sucht man nach „LFV Sachsen“ im Netz sind die ersten Ergebnisse der Landesfeuerwehrverein und das nicht minder gemeinnützige Landesamt für Verfassungsschutz. Nur eine von vielen Knackpunkten, die der Selbsteinschätzung des Leutzscher Vereins diametral gegenübersteht. Dort sieht sich schließlich in einer Traditionslinie mit zahlreichen mehr oder minder bekannten Leipziger Vereinen, um mit SV TuRa 1932 Leipzig, ZSG Industrie Leipzig und FC Sachsen Leipzig 1990 nur ein paar zu nennen.
Ganz anders als das Schicksal genannter Vereine soll nun also 2015 ein gänzlich neuer Anlauf gestaltet werden und die Bilanz der ersten Jahre ist geschmückt mit Aufstiegen, Meisterschaften und glorreichen Wegbegleitern. Eine neu geschaffene Identität, den „[…] mitglieder- und fanbasierten Fußball […] auch angesichts des vom Kommerz diktierten Fußballs der Milliardäre dieser Welt […] aufzubauen und zu fördern“ (§2 Satz 9, Satzung). Ehemalige Oberliga-Profis schnüren daher gerne ihre Stiefel und küssen das Vereinswappen genauso wie hochdotierte Trainer und eine wachsende (organisierte) Fangemeinde. Mit dem Aufstieg in die Stadtklasse sollte allerdings 2018 erstmal die sportliche Ernüchterung einkehren. Gescheiterte NLZ-Pläne, geschasste Trainer und rückläufige Zuschauer*innenzahlen zeichnen das aktuelle Bild des LFV und lassen die hochgelobte Traditionslinie (§1 Satz 3, ebd.) in Erinnerung rufen. Auch die satzungsgemäße Zielstellung, das AKS als „[…] traditionelle[n] Heimstätte des Vereins […]“ (§2 Satz 6, ebd.) zu erwirken, scheint in recht weite Ferne gerückt. Ziemlich genau 3km, wo man es sich im WKS als Unterpächter mittlerweile heimelig gemacht hat. Aber wie es sich für einen Verein gehört, der für deutlich Höheres bestimmt ist, wird Jahr für Jahr aufs Neue der Versuch unternommen, wenigstens sportlich die Kreisoberliga zu erreichen, das Drumherum kommt dann sicherlich von ganz allein. Und in Sachen sportlicher Konstanz kann sich so manch anderer Nachfolgeverein des FC Sachsen noch was abschauen. So befinden sich mit Sportfreund Belbhim und Kollege Brandt von der Wiedergründungstruppe noch immer zwei treue Racker in den Reihen der Sachsenfront, die 2015 in der 3. Kreisklasse gegen die Zweitvertretung der Freund*innen vom Bagger mit 9:1 den Beginn von etwas Großem zementierten – oder es zumindest dachten. Wobei ehrlicherweise mit dem Wort Konstanz beim LFV sicherlich nur ein Name untrennbar verbunden wird, der kleine Schlüchtermann, MSW, Marcel Sovea-Wolf. Mit einem Sachsenliga-Einsatz, eigenem Transfermarkt-Profil und eigener Facebook-Fanpage verkörpert er das Bindeglied zwischen Team und Verein, Tradition und Moderne.
Nach dem genannten Durchmarsch durch die Kreisklassen der Stadt stagniert die Truppe nun also in der Kreisliga vor sich hin und darf sich als Lieblingsgegner der komischen Russen aus dem Süden bezeichnen, ohne Punktverlust gingen die Partien stets - traditionell - an den RSL. Zumal die Zwote frisch vom Teamwochenende im Gebirge mit Reittraining, Räuberschänke-Kur und Teamhüter-Konzept im Gepäck voller Tatendrang auf die Trainingswoche und den nächsten Dreier im heimischen Sportpark blickte. Die konzentrierte Vorbereitung sollte jedoch bereits zur Mitte der Woche jäh gestört werden, als sich der Cheftrainer des hierarchiefreien Fußballteams eine Zwangspause auferlegte und einen auf das Wochenende befristeten Wechsel an der Seitenlinie verkündete.
Wie es sich für einen taumelnden Traditionsverein gehört, überließ uns der LFV natürlich nicht die Hoheit über eine suboptimale Spielvorbereitung sondern veröffentlichte unter der Woche noch fix die Suche nach einem neuen Hüter „[…] zum nächstmöglichen Zeitpunkt […] in einem aufstrebenden Verein mit funktionierenden Strukturen“1. Ob Stammhüter Gühnes Berater hier Mensch und Verein zum Spielball macht oder die Scouting-Kompetenzen im Trainerstab öffentlich angezweifelt werden, ist unklar. Eine Veränderung auf der Hüterposition konnte wider Erwarten am Spieltag jedenfalls nicht ausgemacht werden und eine emotionale Kabinenansprache unterstrich die Einigkeit wie auch die eigenen Aufstiegsambitionen.
Der zu erwartende Auswärtsmob erschien in gewohnt großer Personenanzahl, wenngleich ohne Material. Die führende Gruppe erklärte hierzu im Nachgang, dass man sich entschied „[…] wie bei den letzten Gastspielen in Connewitz auch, teilweise auf einen Besuch zu verzichten ,bzw. Fahnen und Material gleich daheim zu lassen. Der Dunst der umherschwirrenden Politik beim Sport vernebelt in einigen Stadtteilen leider den Fussballgenuss, schade...“2.
Bei der Zwoten verlief die Vorbereitung am Spieltag selber trotz/wegen Abwesenheit von Trainer Klaus Havenstein tiefenentspannt. Leiste baut die Anlage auf, das Team beobachtet das sportliche Treiben der Dritten und keiner weiß so recht wo die Trikots bleiben. Das Interim-Trainerteam bemüht sich drei vier Sätze zu Taktik, Aufstellung und Gegneranalyse ohne Hilfsmittel frei vorzutragen und ein motiviertes Schirigespann unter (mehrfach betonter) Beobachtung verunmöglichte die ritualisierten Torschussübungen. Damit ging es ohne Oberschenkelzerrungen in die Partie.
Es vergingen nur wenige Minuten da wurde die angekündigte taktische Marschroute des Gegners auch selbst ernannten Experten neben der Trainerbank klar, Einzelspieler Gugna und Farkas spielen Teile der Heimelf schwindelig, allerdings ohne Zählbares zu erwirken. Letzteres gelang auf der anderen Seite zunächst ebenso wenig, als nach Hereingabe von Rowan, der freistehende Hr. Winterscheidt nur die Querlatte treffen wollte. Kurze Zeit später unterbrach das Sterne-Zentrum kurzer Hand die gegnerische Dribbelshow mit stabiler Ballbehauptung im Zentrum und einem schnellen Gegenstoß, den Dorakks mit einem satten Distanzschuss zum 1:0 veredelte. Die Führung dauerte 20 Minuten an, bis Hüter Karsten Bäron seinen Gerechtigkeitssinn walten ließ und einen Befreiungsschlag in die Füße des Gegners platzierte. Eine gute Verarbeitung, eine Hereingabe und ein Querpass auf Spieler Farkas später stand es 1:1. Enttäuscht ob dieses Rückschlags signalisierte der selbsternannte Toptorjäger des Sterns seinen Wechselwunsch, indem er sich an der Seitenlinie ins Gras legte und von Dr. Leistenberger behandeln ließ. Diesen nur von Laien als Nachteil ausgelegten Umstand der numerischen Unterzahl nutzte das Trainerteam für einen unkonventionellen Ansatz und gewährte Wechselspieler Gefahrenhorst großzügige Erwärmungszeit. So wurde die bis dato vorherrschende Feldüberlegenheit im Zentrum bewusst abgegeben, um eine taktische Reaktion des Gegners zu provozieren. Diese bleib aus. Mit Gleichzahl in Toren und Spielern ging es in die Halbzeit.
Die Wirksamkeit von Halbzeitansprachen ist hinlänglich bekannt und bedarf keiner weiteren Ausführung. So verwundert es auch kaum, dass einer der Gugna-Freistöße schließlich die Führung für die Leutzscher markierte. Das hierbei untypische Abwehrhalten von Manu wurde nach Schlusspfiff von Zeugwart Schmiedel mit einem herabwürdigenden Blick auf das Schuhwerk des Hüters quittiert. 60. Minute 1:2. Dass ihm beim Fallen keiner was vormacht, konnten die maximal 70 Zuschauer*innen kurz darauf erneut bezeugen. Vermutlich provoziert ob der jungen und dynamischen Spielfreude überkam dem Jüngling im Kasten des RSL der jugendliche Leichtsinn dem Spieler Farkas seine technische Versiertheit zu offenbaren. Ein missglücktes Dribbling und eine clever eingestreute Schwalbe später, war die Gefahr im eigenen Fünfer wieder gebannt und der RSL-Anhang atmete auf.
Zwanzig Minuten vor Schluss war es dann Rowan, der die Belastbarkeit elliptischer Rechengesetze prüfte. Nach astreiner Vorarbeit und halbhoher Verlagerung von Joko, entschied sich 2Cap für die Bogenlampe als Mittel der Wahl aus rund 25 Metern, mit Erfolg, 2:2. Vom Torjubel erwacht und mit attestierter Genesung im Gepäck, signalisierte Spieler Brüning dem Trainerteam seine wieder entdeckte Spielfreude und durfte diese kurz darauf nach Lehrbuch-Vorarbeit von Bügeleisen im Rücken der Abwehr unter Beweis stellen, flach eingeschoben, 3:2. Wieder nur drei Minuten später, wieder Eingabe von rechts, diesmal lässt Player Dunn-Capper den Hüter aussteigen und schiebt ein. Erneut pünktlich nach drei Minuten – mittlerweile Spielminute 82 – lässt sich Spieler Liebscher gekonnt bei einem Klärungsversuch des Gegners im Sechzehner umtreten. Nach gewohnt unkonventionellem Sturz schnappt sich der Gefoulte selbstbewusst das Leder, um es am Punkt ehrwürdig der alten Garde zu überlassen. Winkl vollendet platziert. Den Schlusspunkt setzt dann erneut Torakks, der freistehend in der Nachspielzeit nach einer Ecke einnickt bzw. dem Ball erfolglos auszuweichen versuchte.
Die Sterne bleiben also am Ende wie gewohnt ohne Punktverlust gegen Leutzscher Traditionsfantasien und können sich neben den drei Punkten noch über eine spontane Siegesspende aus besagter Tippgemeinschaft freuen.
Und so schließen wir diesen Bericht mit den motivierenden, grün-weißen Worten von Romy Fritzsche:
ES ist eine Blöse, die wir uns hätten nie, und vor allem nicht dort☝️ geben lassen sollen (sic!).

In diesem Sinne, avanti diletantti

GwG

Quellen:

1:https://www.facebook.com/lfvsl/posts/1443026489237288, 08.10.2020

2:https://fanclub-novum.de.tl/Saison-2020_2021.htm

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