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Stern Roter Stern

1. Kreisklasse, Staffel 2 - Saison 2001/02
23.Spieltag

 

23. Spieltag, 04.05.2002

Lützschena I Lok Engelsdorf II   3:3
SG LVB II Großdeuben I   3:1
MoGoNo II Eutritzsch II   ausgef.
SV Wiederitzsch I Holzhausen I   3:2
SV Leipzig 1910 I Roter Stern I   2:3
Störmthal I Eiche Wachau I   1:3

24. Spieltag, 11.05.2002

SV Mölkau MoGoNo II    
Lok Engelsdorf II Großdeuben    
Eiche Wachau Lützschena I   12.05.
Roter Stern Störmthal I   12.05.
Holzhausen I SV Leipzig 1910 I    
Eutritzsch II SV Wiederitzsch I   12.05.


 

 

 

SV 1910 - Roter Stern 2:3
100 Minuten Irrrenhaus mit Happy-End

"Wer jemals eine schöne Frau geküsst, ein gutes Glas Wein genossen und mit dem Roten Stern aufgestiegen ist, kann an der Existenz Gottes unmöglich zweifeln." (Voltaire)

Sportfreund Schiem - Wechsel nach Saisonende zu Wiedritzsch II?
(Chr) So sehr der Rote Stern alles Abseitige, Fragwürdige und Nichtidentische in der verwalteten Welt zu schätzen weiss, so sehr hasst er es doch beim vorentscheidenden Spiel um den Aufstieg einen Spielleiter vorgesetzt zu bekommen, an dem 3000 Jahre Entwicklungsgeschichte der menschlichen Vernunft, des griechischen logos, spurlos vorbeigegangen sind und der daher keck, ohne jeden Bezug auf die jeweilige Spielszene wüste Entscheidungen traf. Unser heutiger Schiedsrichter war ein solcher verwegener Gesell und hätte um ein Haar die komplette Saison zur Farce gemacht. Vorweg muss ich eingestehen, dass das Erlebnis, welches ich hier zu beschreiben versuche, in seiner Intensität und Abwegigkeit der begrifflichen Darstellung unzugänglich, also unsagbar krasser ist, als es dem Leser zunächst erscheinen mag. Ich selber vermag es nur mit einigen Flügen voll existentieller Höhenangst, einem Überschlagsverkehrsunfall mit 9 Jahren, einer lebensgefährlichen holländischen Wildwasserrutsche und Momenten verliebter Trunkenheit zu vergleichen.
Schon ein gewohntes Bild: Provokationen seitens der Polizei bei RSL-Spielen
Verdutzt war man zunächst vom Ort des Geschehens, ein Kraut- und Rüben-Acker, an den Ecken mit hohen Futterpflanzen bestückt, ansonsten jedoch einer ausgefahrenen Speedwaybahn vergleichbar. Desweiteren endete der Strafraum fast an der Aussenlinie und die Mittellinie soeben an der Strafraumgrenze. Rundherum versammelten sich knapp 100 Sterne-Fans (nur ein Zehntel der Pokalfinalanzahl!) und 17 garstige Sympathisanten der Hausherren, die der großangelegten Plakatkampagne in unbedeutenden Leipziger Stadtteilen gefolgt waren. Jenes provinzielle Marketing sollte mit seinen gedankenlosen Versprechungen ("Wollt Ihr Action?") von Beginn an Recht behalten, denn schon nach 3 Minuten standen drei heimische Sportler abseits, von denen einer Günthex im Fünf-Meter-Raum umriss und den Ball spasseshalber reinkullerte, was zum Entsetzen aller die Anerkennung des Schiris fand. Die Fassungsloskeit wich schnell wütenden Angriffen der verschaukelten Gäste, welche durch Strotze, Philip und Torsten zu Kopfbällen kamen, die an Hüter und Pfosten knapp vorbeistrichen.

Mortadella on tour

Papa Fett mal nicht beim Windeln

Gary "Torsten" Lineker, seit Wochen in bestechender Form, war es dann vorbehalten, den Ausgleich zu markieren und die erhitzten Gemüter zu beruhigen. Absurde Entscheidungen en masse gegen den Stern kulminierten schliesslich in der 40.Minute, als nach einer Flanke der Gastgeber Adam offensichtlich weggeschubbst wurde, wodurch der Stürmer unbedrängt einköpfen konnte. Wer Trainer Knopf einst nicht im Zoro erleben durfte, hatte heute Gelegenheit, seinen Fluch- und Obszönitäten-Sprachschatz Richtung Unparteiischer zu erheischen. Die ihm zugewiesene Tribüne sucht er immer noch... Im Chor der Verwünschungen ragte Saxen-Roberts Stimme heraus, der ausrief: "Mein Gott, warum hast du solche Kunden erschaffen???". In der Pause wurde dann kurzzeitig erwogen, sofort nach Hause zu gehen, um nicht länger einem Triumvirat von Verrückten ausgeliefert zu sein.
2 Unschuldslämmer?

Bundesligakonferenz nach Spielende...

Stattdessen warteten alle Sterne nun mit einer grandiosen Leistung in morastiger Sumpflandschaft auf. Während die Abwehr um Nosen und Adam mit aufopferungsvollen Einsatz ins Pantheon der Kampfschwiene aufgenommen wurden, bestiegen MaSi und Flipper den Olymp, indem sie die Gegner gleich reihenweise aussteigen ließen und einfach alles richtig machten. Ungezählte Male lag der Ball schon auf der Linie und konnte von den mit Mann und Maus verteidigenden Gastgebern noch wegbugsiert werden, eingerahmt von Schiri-Entscheidungen, die zum Himmel schrien. So lief jener nach einer vom Gegner reklamierten Tätlichkeit zum nicht minder verpeilten Linienrichter, der bedeutete, nichts gesehen zu haben, um eine Minute später, noch einmal zu selbigen zu eilen, der nun auf Einsprüche der Betreuer des SV 1910 hin, plötzlich doch etwas gesehen hatte, und für Gelb plädierte. Das Verweisen der Stern-Fans vom Spielfeldrand zog sich bisweilen über mehrere Minuten hin, die Drohung Spielabbruch geisterte immer wieder durch die regnerische Kulisse.

Traten die weite Reise vom Wildpark zum SV 1910 an: RSL - Enten on tour

Als der uns in Raserei treibende, blinwütig Schiedsende schliesslich nicht umhin kam, ein Keeper-Foul im Strafraum zu ahnden, und ihm nachdrücklich erklärt wurde, dass dies Elfmeter und nicht Freistoß geben müsste, verschoss Philip selbigen in kläglicher Weise. Spätestens jetzt hatte wohl nicht nur ich das Gefühl sinnloserweise in Sisyphos-Manier gegen eine vom Schicksal und allen Dämonen des Himmels schon vorab festgesetzten, ungünstigen Spielausgang anzuspielen. Umso unfasslicher musste es uns von Fortuna Verfluchten in der 88.MInute anmuten, als der Ball doch die gegnerische Linie überquerte und vom begriffssutzigen Schwarzen tatsächlich als Tor angesehen wurde. Ein bzw. der Bann war gebrochen und irgendwann später, das Zeitgefühl war mir schon längst abhanden gekommen, markierte der für Strotze eingewechselte Kratzer den Führungstreffer. Plumpsende Wackersteine, Schlammbäder, Ungläubigkeit und Glückseeligkeit allerorten, doch noch galt es 7 Nachspielminuten zu überstehen, in denen Günthex groß parierte und Torsten die Gelb-Rote-Karte sah.

Ein Prösterchen auf die 3 ganz, ganz wichtigen Punkte - Mick "Schütti" Nosen

Als der Schlußpfiff ertönte, war weniger ausgelassene Freude als ungläubiges Kopfschütteln zu spüren, dieses Wahnsinnsspiel überstanden zu haben. Wie Olympiamedailliengewinner, die behaupten, "das alles noch gar nicht realisiert zu haben und erst mal drüber schlafen zu müssen", trottete man perplex in die Kabine, erleichtert, eine Achterbahnfahrt zwischen Hölle und Himmel hinter sich gebracht zu haben. Weil letzterer triumphierte, gönne ich mir jetzt ein Dutzend gemütliche Bierchen auf den perfekten Stadtligaaufstieg!

 

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