Ja, ja wenn das BAFF nicht w�r`!
- ja was eigentlich
Es ist wieder soweit. Ein neuerliches BAFF-Treffen �ffnet seine Pforten
und einige Sterne werden dem Lockruf aus M�nchen folgen. Warum jene Gesch�pfe
sich gen Bayern aufmachen wollen und was in der Vergangenheit schief und
komisch gelaufen ist.
Totgesagte leben l�nger
BAFF-Treffen in Oer Erkenschwik - eine kurze Einschätzung
Ein alljährliches Ritual ist vollzogen worden. Das
„Bündnis aktiver Fußballfans“ (BAFF) traf sich am
Wochenende (1.-3. Juni 01) zum Sommertreffen in Oer Erkenschwik. Das BAFF
findet sich jedes Jahr im Winter zu einem Arbeitstreffen und im Sommer
zu einem großen Fantreffen zusammen. In den letzten Jahren kamen
zu den Sommertreffen in Oer Erkenschwik jeweils ca. 150-300 Fußballfans
aus ganz Deutschland und auch zum Teil aus angrenzenden Ländern.
Der Charakter des Sommertreffens war immer der des Austauschs mit Fans
von anderen Vereinen.
Schon seit längerem befindet sich jedoch das BAFF in einer Krise.
Es gibt kaum noch Faninitiativen, die sich neu gründen und auch kaum
noch solche, die aktive Politik in den Stadien bzw. Vereinen betreiben.
Deutliches Zeichen hierfür ist das gravierende Fanzine-Sterben der
letzten Jahre. Hieraus Konsequenzen zu ziehen, vermag das BAFF jedoch
nicht. Der beim letzten Wintertreffen gestellte Antrag, das BAFF aufzulösen,
wurde abgelehnt, die AktivistInnen von BAFF wollten das liebgewonnene
Ritual nicht einfach ablegen. Verständlich zwar auf der einen Seite,
auf der anderen jedoch handelt es sich derzeit um nicht mehr als die Balsamierung
einer modernden Leiche. Es gibt keine neuen Impulse und es gibt auch kaum
die Fangruppen, die wirklich noch was reißen wollen. Hierfür
gibt es sicherlich mehrere Gründe, welche die Mitglieder des BAFF
analysieren und aus denen Konsequenzen folgen müssten.
Nur einige seien hier genannt. Das Aufkommen der Ultra-Gruppen in den
90ern ist vom BAFF nahezu ignoriert worden. Es gibt im BAFF selbst keinerlei
Ultragruppen und darüber hinaus auch kaum Kontakte zu diesen. Die
Fangruppen also, die momentan die Stimmung in den Stadien dominieren,
die Gruppen, welche sich aus wirklich aktiven Fans zusammensetzen, diese
sind im Bündnis aktiver Fußballfans nicht vertreten. Noch beim
Wintertreffen 1999/2000 in Leipzig musste sich darüber verständigt
werden, ob eine Zusammenarbeit mit Ultra-Gruppen vom BAFF überhaupt
erwünscht ist.
Ein weiteres Manko ist die inhaltliche Diffusität des BAFF. Das Label
„aktiv“ ist so beliebig, dass sich unter ihm auch eine Menge
Gruppen einfinden können, die zwar auf einem Minimalkonsens basierend
eine Presseerklärung gegen Rassismus herausgeben können, zu
viel mehr aber kaum in der Lage sind.
Neben diesen zwei inhaltlichen Defiziten gesellt sich ein enormes organisatorisches,
das zu ändern Voraussetzung ist, um überhaupt noch die Möglichkeit
eines funktionierenden BAFF zu erhalten. Das gesamte BAFF ist die Unverbindlichkeit
in Reinkultur. Pro Jahr finden 2 Treffen statt, dazwischen gibt es nahezu
nichts. Auch in diesem Jahr wurde festgestellt, dass nach den Treffen
die Euphorie der beteiligten Gruppen zum Teil hoch ist und in den folgenden
Wochen kontinuierlich abfällt. Das BAFF ist also viel zu schwerfällig,
um überhaupt eine aktive Politik leisten zu können.
Die Treffen an sich sind zudem noch beschissen vorbereitet. Es gibt im
Prinzip keine inhaltliche Struktur. Es können alle Gruppen und Einzelpersonen
kommen und wenn jemand Bock hat, eine Arbeitsgruppe zu machen, dann wird
diese beim Treffen selbst initiiert und durchgezogen.
Dass es dabei zu keiner wirklichen Diskussion von Positionen und Perspektiven
kommen kann, ist klar. Vielmehr ist es nötig, dass die Treffen inhaltlich
besser vorbereitet werden. Bereits im Vorfeld muss geklärt werden,
was die entscheidenden Fragen sind, die es zu besprechen gilt. Hiervon
ausgehend müssen Arbeitsgruppen bzw. Referate vorbereitet werden,
das heißt Gruppen angesprochen, die diese zu füllen haben.
Wenn es dann bereits im Vorfeld gelingt, erste Positionen zu veröffentlichen,
oder zumindest die Themen schon genauer zu benennen, können auch
die anderen Gruppen diese schon vordiskutieren und somit eine vernünftige
Diskussion bei den Treffen selbst ermöglichen.
Wie es genau überhaupt nicht funktioniert hat das diesjährige
Sommertreffen in eklatanter Weise offenbart. Im Vorfeld des Treffens waren
kein wirkliches Programm geschweige denn inhaltliche Positionen veröffentlicht,
an denen Diskussionen möglich gewesen wären. Vielmehr wurden
von einigen Gruppen kleine AGs vorbereitet, die dann dementsprechend schlecht
verliefen, das heißt ohne wirkliche Diskussionen bzw. klare Ergebnisse.
So gab es eine AG zur Initiative Pro 15.30 Uhr, eine Vorstellung einer
Ausstellung zu Rassismus und Gegenbewegungen im Stadion, eine AG zu Überwachung
und Repression sowie ein Referat über den Verein Roter Stern Leipzig.
Alles in allem zu dünn für einen Fan-Kongress.
Die wirklich wesentlichen Fragen, die hätten geklärt werden
müssen, wurden eigentlich nur am Rande erwähnt. Das BAFF, welches
seit Jahren für Antirassismus in den Stadien eintritt und die verantwortlichen
Stellen diesbezüglich immer versucht hat, in die Pflicht zu nehmen,
steht heute plötzlich vor der Situation, dass Antirassismus schick
ist, die Fifa und der DFB sich dafür einsetzen und plötzlich
Gelder für antirassistische Arbeit da sind. Was aber bedeutet das
für BAFF? Wird nun alles besser, weil der DFB und Konsorten endlich
eingesehen haben, dass Rassismus zu bekämpfen ist? Oder ist es vielleicht
so, dass das Produkt Fußball mit antirassistischen Anstrich besser
verkauft werden kann und wir lediglich zu Erfüllungsgehilfen einer
solchen Politik werden? Ist es nicht auch so, dass die Initiativen gegen
Nazis in den Stadien in Wirklichkeit eher Initiativen für mehr Überwachung
und mehr Repression der Fußballfans sind? Das alles läuft auf
die entscheidende Frage hinaus, ob es nicht sinnvoll ist, das Thema Antirassismus
nicht mehr in den Vordergrund zu stellen, sondern sich mit Repression,
Überwachung, Bullengewalt etc. auseinanderzusetzen? Muss es nicht
vielleicht zu einer stärkeren Zusammenarbeit mit Ultra-Gruppen und
Hooligans kommen, um diesem Thema gerecht zu werden, sind diese es doch,
die von Repression am meisten betroffen sind? All diese Fragen müssen
dringend geklärt werden, damit das BAFF nicht in der Versenkung verschwindet
und nicht zum Erfüllungsgehilfen der DFB-Politik wird. Der Staatsantifaschismus,
der sich im letzten Sommer seine Bahn brach, muss endlich vom BAFF analysiert
werden. Nach dieser Zäsur kann BAFF nicht einfach weitermachen wie
bisher, sondern muss sehen, wo sich neue Perspektiven eröffnen, auch
im Hinblick darauf, dass neue Leute zu ziehen ein elementares Anliegen
des BAFF sein muss.
Das nächste Wintertreffen muss besser organisiert werden, nur so
kann sich BAFF halten und wieder in die Offensive kommen. Es müssen
bessere inhaltliche Diskussionen laufen und es muss sich strukturell etwas
ändern, um wirksam werden zu können.
Ein Teilnehmer des BAFF-Sommertreffens 2001 - Juni, 2001
Eine längere und genauere Einschätzung des RSL-Supports
wird demnächst folgen.
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