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RSL Zweite Herren vs. SV Lipsia Eutritzsch II  1:2
5.10.2013 Sportpark Dölitz
Verpfiffen!

Dank Schiri: Beste Saisonleistung der Zweiten gegen den Spitzenreiter

Die Zweite, dunnemals Fünfter, empfing den ungeschlagenen
Tabellenersten, den 1893 gegründeten Leipziger Traditionsmeister, die
Eutritzscher Lipsia. Lange Zeit gelang es dem Schiri, das Spitzenspiel
der Staffel II der ersten Kreisklasse im Sinne der Gäste offen zuhalten.
Am Ende gingen die Gäste eher unverdient als Sieger vom Platz - die
Zweite hatte den Spitzenreiter in einem mitreisenden Spiel lange Zeit im
Griff, dank engagierter Leistung und aufwändigem, zupackendem Spiel vor
allem im Mittelfeld.

Nun soll man nicht das Schlechte betonen, deswegen sorum: die engagierte
Leistung der Zwooten war wohl auch Verdienst des Schiris, "unsouverän"
wäre eine wohlwollende Bewertung. Mindestens drei - in ihrer Gesamtheit
spielentscheidende - Fehlentscheidungen zu Ungunsten der Zwooten
steigerten die Leistung des Teams ins beinah Unermessliche - hielten
aber vor allem die Gäste im Spiel. Der Reihe nach:

In der umkämpften Anfangsviertelstunde konnte der Tabellenführer noch
mit besserem Kombinationsspiel im Mittelfeld Pluspunkte verbuchen. Der
Schiedsrichter belohnte das mit Fehlentscheidung I: ein eindeutiges
Lipsianer Handspiel in roter Strafraumnähe bleibt ungeahndet, Lipsias
Nummero 7 vollstreckt mit wunderbarem Flachschuss ins rechte Eck,
Tomate im Sternetor chancenlos. Wohl selbst überrascht vom Geschenk,
gaben die Gäste nun das Ruder aus der Hand. Der Stern übernahm mit
druckvollem Spiel im Mittelfeld, zwingt Lipsia ständig zu Fehlern,
gelangt deutlich ins Zweikampfplus, kommt aber kaum zu Torchancen. Die
beste entsteht mit Strotzesolo an der linken Aussenbahn. Vier
Gegenspieler später entschließt sich Stroh, den Ball ins Gewühl Richtung
Elfmeterpunkt zu spielen, wo der etatmäßige Außenläufer T3, heute
ausnahmsweise neben Strotze im Sturm aufgeboten, knapp verpasst.

Eine beispielhaft haarsträubende Schirientscheidung sei hier
geschildert: Als der Rattenbussard Tim Uhlig in vollem Lauf von
gegnerischem Bein in den Flugmodus befördert wird, gibt der schlechteste
Mann auf dem Feld Einwurf für Lipsia - selbst Eingeständnisse der Gäste
überzeugen ihn nicht. Die folgende emotionale Ansprache von Libero Henne
Meisner wird verdientermaßen mit dem Literaturpreis Gelbe Karte
ausgezeichnet. Der Unparteiische ertappt auch Trainergestein Schmiedel
beim traditionell erzgebirgischen Kriegstanz und fordert Unterlassung.
Und spätestens jetzt wird der Schiri auch des öfteren Gegenstand
liebevoller Kleinkunstbeiträge von der Seitenlinie - die sogenannte
"Meckerecke" erreichte wohl ihre größte Ausdehnung seit Menschengedenken.

Nicht viel später wird der Bussard erneut von seinem stalkenden
Lipsia-Fan bedrängt. Seine rhetorische Frage: "Eh, Schiri, siehst du das
nicht!" beantwortet der Gemeinte mit: "Wo soll ich denn hingucken?"
Unsouverän, aber immerhin lustig.

Nach all dem Vorgeplänkel und entsprechender Hochtemperatur im Spiel ist
der Schiri beim Ausgleich chancenlos, hochverdient netzt der Stern noch
in Halbzeit eins zum Ausgleich: ein wunderbarer Querpass von rechts
außen passiert einiges an Menschenmaterial im Lipsianer Strafraum,
hinten links wartet ein Sterne-Akteur, der den Ball in Richtung langer
Pfosten piekt - überhaupt gar nicht scharf, aber platziert. Der sonst
starke Lipsia-Torhüter staunt dem Ball hinterher. Verwunderung auch in
der Meckerecke: dieses einwandfreie Gaggel-Tor macht Chris, der wohl
ausgiebig mit T3 geübt haben muss. Auch letzterer beinahe sprachlos ob
der Schönheit des Gebotenen (und wohl so beeindruckt, dass er zur
zweiten Halbzeit das Feld für Matze räumte).

Frischen Mutes ging es in Halbzeit zwo: engagierter und besser gegen den
Tabellenhorst Eutritzsch, es fühlte sich rundum wohl an. Nicht wenige
hofften nun wohl auf eine Druckphase und den Führungstreffer für die
Sterne. Und die legten genauso los. Leider hatte nun auch der Schiri
wieder ein Wörtchen mitzureden: Nach einem nichtgeahndeten Foul blieb
Magnus am Boden liegen. Der nun tatsächlich sachliche Hinweis vom
vorbestraften Henne Meisner: "Da liegt einer am Boden, der hat einen
Ellenbogen ins Gesicht bekommen" führte zur zweiten Verwarnung wegen
Meckerns und damit zum Platzverweis. Das war die zweite wirklich krasse
Fehlentscheidung: zwar hatte Henne durch regelmäßige Hinweise den
unparteiischen Unmut auf sich gezogen, doch eine gelbe Karte entbehrte
in dieser Szene jeglicher Grundlage.

Aber weiter ging’s: Leiste hatte vorsichtshalber drei erfahrene Liberos
aufs Spielfeld geschickt, in diesem Fall übernahm Dr. Thomas und lenkte
mit ähnlicher Sicherheit von hinten, Loitzschke rückte auf die Sechs.
Mit enormem Aufwand und entsprechender Wut im Bauch blieben die Sterne
im Spiel und bereiteten den Gästen weiter enorme Probleme. Die Abteilung
"Literaturkritik beim Fußball" bekam auch wieder zu tun: Tim Uhlig
beeindruckte bei einer der zahlreichen Eckbälle mit der innovativen
Aufforderung: "Lauft euch rein!" All diese Bemühungen blieben nicht ohne
Ergebnis: Als die Lipsianer versuchen, mal ein paar Querpässe in der
Defensive zu spielen um ein bisschen Sicherheit reinzubekommen, gelingt
Loitzschke ein Klasse-Steal. Auf kurzem Dienstweg gelangt er in den
Strafraum, wo ihn der Libero der Lipsianer zwar abdrängen aber nicht vom
Ball trennen kann. Hat zur Folge: ein langes Bein, ein lautes Geräusch,
ein langliegender Loitzschke. Eindeutiger geht kaum! Doch der Schiri...
Hach. Man kann es sich denken. Erinnert sich an seine Ballettausbildung
und führt kurz seine Lieblingsszene aus dem Schwanensee auf. Zu
Schwingen ausgebreitete Arme bewegen sich gleichmäßig und elegant auf
und ab. Soll so viel heißen wie: "Schwalbe, Weiterspielen". Dritte auf
den Spielverlauf deutlich Einfluss nehmende Fehlentscheidung.

In diesem Zusammenhang holte sich auch Trainer Leistner seine Strafe ab,
nach kurzem Zwiegespräch mit dem Unterirdischen sollte er den
"Stadioninnenraum" verlassen. Leiste also fortan hinter der Barriere am
Grill, der wie immer souverän vom Marschall der Lüfte geleitet wurde.
(Randnotiz: zehn Minuten später tauchte der Schiri erneut an der
Trainerbank auf und befragte einen Anwesenden: "Sind Sie der Herr
Schmiedel?" - "Nein." - "Den hatte ich hinter die Absperrung verwiesen.
Wo ist denn der?" Unsoverän, aber lustig.)

Als beim Stern langsam die Kräfte nachließen, bekam Lipsia doch noch
Sicherheit ins eigene Aufbauspiel und gelangte ab und an über die
Mittellinie. Die letzten fünfundzwanzig Minuten reichten den Lipsianern
für ihre eine Torchance in Halbzeit Zwo. Eine lange und hohe Flanke lässt
Tomate alt aussehen, als der Ball direkt hinter ihm im Fünfmeterraum
wie ein Stein runter fällt, wo wiederum Nummer 7 eingelaufen kommt und
aus kürzester Distanz einnickt. Natürlich kam auch dieses Tor mit
obligatorischer Fehlentscheidung zu Stande: ein klares Foul an Tim
kurz zuvor blieb unbeachtet. Der Rest waren Tränen,
beziehungsweise ein längerer Glückwunschparcours begeisterter
Sterne-Anhänger_innen. Denn so richtig verloren hatte man das Spiel nur
wegen des Schiris. Das ist selten, aber in diesem Fall leider wahr!

Fazit: ein wunderschönes Spiel in der 1. Kreisklasse, mitreißend bis zum
Ende, mit einer überzeugenden Sternenflotte - laut Co-Trainer Muckel
beste Saisonleistung! Nur am Ergebnis lässt sich mäkeln. Aus Sicht der
Gäste würde man wohl konstatieren: dreckiger Sieg, wer solche Spiele
gewinnt, steigt auf... Warten wir es ab! Ganz so überlegen, wie die
Tabelle vermuten lässt, sind die Eutritzscher jedenfalls nicht. Und
Leistners Trupp hat als amtierender Tabellensechster wie immer Potential
nach oben - zumindest in der Tabelle ;)

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