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AUS AKTUELLEM ANLASS


„Hängt ihnen Strom-Gitarren um und sie hören auf zu rebellieren !“ Na, da hat doch jemand die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Spätestens seit der Erfindung des Punkrock, war Musik ein probates Mittel, die Zuhörer für gesellschaftliche Mißstände zu sensibilisieren. Die Bandbreite an politischer Artikulation kannte keine Grenzen. Von finsterster Phrasendrescherei bis hinzu zynisch-humorvollen Texten, war wirklich alles zu haben. Anfangs schlug der Staat mit der Repressionskeule um sich und etliche Bands erhielten Auftrittsverbote oder ihre Songs fanden sich auf dem ‚Index' wieder. Später entdeckte die Musikindustrie, daß Interesse der Kids an Punk/HC und spätestens seit den kommerziellen Erfolgen von Offspring/Green Day, ist Punk/HC ein Produkt des Musikbusiness wie Pop Marke B. Spears. Die Radikalität, Kreativität und Spontanität dieser vitalen Szene ging fast vollends verloren. Darüber kann auch die Existenz diverser Underground-Schuppen nicht hinwegtäuschen.

Nun will ich aber nicht gleich den Teufel an die Wand malen, denn es gibt sie noch intelligente, bisweilen linke HC/Punk Bands und zwei dieses Kalibers werden am 24.10. die Bühne des Conne Island entern. Newschool meets Oldschool oder um auf den Punkt zu kommen SNAPCASE trifft AVAIL . Ohne die nächsten Nächte schlecht schlafen zu können, möchte ich behaupten, daß uns das Highlight der laufenden Konzertsaison ins Haus steht. Avail aus Richmond/Virginia feiern dies Jahr ihr zehnjähriges und haben selbstredend neues Album (-one wrench-) am Start, welches musikalisch nahtlos an seine Vorgänger anknüpft, daran änderte der Wechsel zu Fat Wreck Chords nichts. Auch die Trennung von Drummer Erik, im Frühjahr dieses Jahres, hatte keinen Einfluß auf den einzigartigen Avail-Sound. Noch immer solider Punkrock, mit energiegeladenen HC-Parts, melodischen Gitarren und rotzig/emotionalem Gesang. In jedem Fall abwechslungsreich. Oder wie ‚Enfant terrible' P.Strozyk es in Erinnerung an ein Konzert in der Köpi ausdrückte: „Da geht einiges !!!“. Genau wie Avail können auch Snapcase (ich denke mal der Headliner des Abends) auf eine fast 10-jährige Bandgeschichte zurückblicken, die mit Straight Edge-Metal begann, sich über die Jahre jedoch musikalisch wie lyrisch veränderte. Das aktuelle Album (-designs for automotion-) der Herren aus Buffalo/N.Y. zeugt von mehr Grips als dem ewigen herunterbeten des vegetarisch/vegan Lifestyle. Schon seit dem höchst erfolgreichen –progression through unlearning- Release, sind Individualismus und Selbstverwirklichung zu tragenden Inhalten ihrer Texte geworden. Und das es in dieser hochmodernisierten, kapitalistischen und Überwachungsgeilen Welt, es ein bißchen schwer geworden ist mit Selbstverwirklichung, haben Snapcase auch begriffen. :“...Natürlich ist dies ein Land, in dem mittlerweile mehr verboten als erlaubt ist. Ich habe durchaus registriert, daß wir auf dem Weg zu einem Polizeistaat sind. Wer glaubt, daß die regierenden Demokraten diesen Apparat wieder entschärfen, hat nichts kapiert. Auch deshalb bin ich ein wenig traurig über das Desinteresse der Kids an Politik...“ Und auch musikalisch haben sich Snapcase weiterentwickelt. Ging es auf –progression through unlearning- noch sehr heftig und straight zur Sache, muß man –designs for automotion- attestieren, ruhiger als sein Vorgänger zu sein, dafür um einiges verspielter. Die Einflüsse von Melody-Core, Alternative oder Jazz sind nicht zu überhören. Nicht vergessen, will ich den Opener Landmine Spring aus Tschechien, doch was einen da erwartet, entzieht sich meiner Kenntnis. So, bleibt nur noch, euch einen schönen Abend zu wünschen und nicht vergessen, wenn es nur noch um Musik geht, dann war alles nur ein Irrtum.

Hummel

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