Teams
Chronik
Dates
Fans
Stern Roter Stern


Let`s go to the RSL supporters club of Ludwigsburg


Wir betraten den Saal durch die große Schwingtür. Staunende Blicke, offene Münder. Alle Reihen waren gefüllt, bis zur Bühne am anderen Ende. Dann begann einer der gespannt Wartenden, die zahlreich erschienen waren, freudig erregt zu lächeln, dabei erhob er sich und fing an zu klatschen. Plötzlich stand der ganze Festsaal und applaudierte uns zu. Wohlwollende Mienen luden ein nach vorn zu gehen, nein zu schreiten, auf den Wellen der nun tobenden Begeisterung zum Podium zu schwimmen als Schaumkronen der Massen. Herrlich. Ich schob meine Hand, ergriffen vom Geschehen, in meine Anzugjacke, auf der das Roter Stern Wappen erhaben auf meiner Brust und über meinem voller Ehre bebenden Herzen thronte, und suchte das Taschentuch, um mir die Augen, feucht durch die Tränen der Rührung, trockenzuwischen. Dann atmete ich tief durch, die Würde des Moments in mich aufsaugend, klopfte dem ebenso ergriffenen Ollenstadt auf die Schultern, wischte Daniel Älter den Haargeltropfen vom in chilenische Hochlandschafwolle gehüllten Rücken und schritt, unter rhythmischen Händeklatschen des Auditoriums, in mitten unserer Delegation meinem Platz entgegen, wo wir nun feierlich von unserem Gastgeber begrüßt werden sollten. Dort angekommen überblickte ich den weiten Raum mit dankenden Gesten, zugleich aber saß mir der Ausdruck der Fassungslosigkeit, der Ungläubigkeit im Gesicht. Den Genossen um mich ging es nicht anders. Wir waren überwältigt von der Begeisterung, die uns hier entgegenschlug, mehr als angetan von diesem unglaublichen Jubel. Keiner hätte mit solchen Ausmaßen gerechnet. Was für ein Augenblick. Ich hatte Mühe zu schlucken und mein Mund war trocken, drum griff ich entschlossen zu dem Sektglas, dort vor mir auf der weißen Tafel. Plötzlich, irgendwie unpassend, fragte jemand neben mir: "He, Jürgen! Willst du nen Schluck?". Ich wunderte mich kurz, schreckte auf und sah BadMad, der mit einer Büchse Beamcola vor meiner Nase herumschüttelte. "Scheiße was?". Ein Traum? Ein Traum, mußte ich nüchtern feststellen. Da saß ich nun, zurück im Auto auf dem Weg nach Ludwigsburg, wo uns irgendwelche Roter Stern Supporters erwarteten. Nicht im feinen Zwirn, dafür schick in old-school RSL-Kapus, ohne Sekt, aber mit Bier und jeder Menge Beamcola for free, dazu noch gediegenen guten Stoff. Ach ja, was will Mensch mehr auf einer sechstündigen Autofahrt nach unbekannt. Einzige Aufrege, die immer mal wieder angespielten seichten Jazzklänge vom Girl aus Ipanema.

Irgendwann kamen wir frohen und angetütelten Mutes in Stuttgart an. Mein Knie tat weh. Denn unterwegs schlug ich neue, schlammige Wege der postoperativen Kreuzbandtherapie ein. Leider mehr als ein Lacher, wie ich beim Aussteigen merkte. Jeder der Mitgereisten freute sich nun darauf, bekannte, zu diversen Anlässen oft verlautbarte Schlachtrufe in authentischer Umgebung live vorgetragen von Manager Ollenstadt zu erleben. Ein Stimmungstier, nicht nur beim Stern, in mitten der Anonymität des Mobbes. "St. Pauli! St. Pauli!", tönte es schon von fern aus dem Stadion. Davor trafen wir auch unsere Fans, also unsere Gastgeber an der Imbe. Dann ging's los. Auf zu 90 Minuten Fußballstimmung pur im St. Pauli Fanblock. Ollenstadt flippte später auch regelrecht aus, als das 1:0 für Pauli gegen die Kickers aus Stuttgart fiel. Dabei schlug er unabsichtlich BadMad ins Gesicht, der darauf von der Tribüne Blut und Wasser spuckte, einen Bullen traf und wegen gefährlicher Körperverletzung 45 Minuten einsaß. Naja, so ein Spuckebatzen erreicht bei 9,81 Meter pro Sekunde Beschleunigung auf 5 Meter schon eine beachtliche Aufprallgeschwindigkeit. Das hält dann kein Kopf aus. So verpaßte er das 2:0, hatte es aber dafür schön warm und konnte mollig ausnüchtern, sich fitmachen zum Nachtanken in Ludwigsburg. Dort angekommen wurden wir in die Szenekneipe geführt, um etliche Stunden totzusaufen, da unser Nachtquartier zur selben Zeit vom dortigen AFBL in Beschlag genommen wurde. Kein Problem also von unserer Seite, gerade weil die Lokalität stark an eine bekannte heimische Absturzkaschemme erinnerte. Friends will be friends, auch in der westlichen Provinz. Komplikationen traten erst kurze Zeit später auf, da die, ich zitiere: "Spritis aus Sachsen", die Alkoholressourcen bis zu deren Versiegen ausschöpften. Das sorgte dann in unseren Reihen für aufkommende Aggressionen, die selbst Ollenstadt aus seinem zweistündigen Schäferstündchen am Tresen erwachen ließen. Zu der sich anbahnenden Kneipenschlägerei kam es aber doch nicht. Die wenigen Handgreiflichkeiten konnten problemlos, ohne großes Aufsehen über die Bühne gebracht werden. Naja, kein weiterer Kommentar. Zu vorgerückter Stunde ging's heimwärts ins DEMOZ, unserer Bleibe, hinter uns eine Spur der Verwüstung. Mollig.

Der nächste Tag begann früh wie immer. Die Genossen vom Stern begegneten ihm ausgeschlafen und voller Elan, denn ein Stadtrundgang galt es zu bewältigen. Eine gute Gelegenheit sich beim Betrachten der architektonisch wertvollen Bauten den letzten Anflug von Kater aus dem Kopf zu kicken. Ich kann nur sagen: "Mächtig viel Barock. Echt porno!". Den sportlichen Höhepunkt bildete dann später zweifelsohne ein Fußballspielchen auf'm stadtnahen Bolzplatz. Der Stern gewann letztlich mühelos 8:5 oder so. Da haben wir's den Wessis mal gezeigt. Hehe! Brot kann schimmeln... . Zurück im DEMOZ, das übliche, das volle Programm halt. Ein paar Tannenzäpflis (?!) eingeflößt, die eine oder andere Blunalimo nachgegossen und gediegener Drogenkonsum in beschaulicher Umgebung, dazu ein paar Bildzeitungsartikel, mit gegebenem Ernst vom politischen Leiter Älter lehrreich vorgetragen. Mensch weiß jetzt , was zu formulieren ist, um guten Sex zu haben. (Anfragen bitte schriftlich an die Redaktion) Alles in allem einfach nur `ne geile Atmo. Leider traf der von BadMad sehnsüchtig erwartete Mann mit dem Morphium nie ein. Fuck the Nasensprayjunkies. Arbeit gab es dann auch noch. Schließlich war das Hauptanliegen unserer Fahrt die sachliche Agitation über den Stern in Form von erarbeiteten Reputationen, um ein gemeinsames Forum zu schaffen für eine anschließende Diskussion. Dies gestaltete sich weitestgehend erfolgreich. Ich muß sagen, wir haben uns während der gesamten Dauer des Aufenthaltes redlich bemüht das Anliegen und das Wesen des Roten Sternes sowohl theoretisch, als auch hervorstechend praktisch zu vermitteln, zu beleuchten, nahezubringen. Unseren Gastgebern hat es nach anfänglicher Skepsis dann wohl doch gefallen. So unterhaltsames Material wie uns Genossen hatten sie lange nicht am Start, in ihrem beschaulichen Ludwigsburger Hort. Schön, schön. Wir beschlossen unsere Reise durch ein letztes gemeinsames Besäufnis (Die einzige Flasche Hartalk konnte aus Ollenstadts heimlicher Umklammerung nicht befreit werden.), untermalt von eingängigen Rockballaden einer bekannten Leipziger Langlotenband, die schon seit geraumer Zeit ihre letzte Station erreicht hat, hörbar gemacht am Piano, ein post mortum Erfolg ohne gleichen. Später wurde noch versucht, den Einheimischen unter ungläubigen, verständnislosen Blicken begreiflich zu machen, wie Weiches hart gemacht wird und das Jule sieben Bierdeckel kostet. Es war ein Versuch, der nicht so ganz für gemeinsame Unterhaltung herreichen konnte. Naja, macht ja nix, macht ja nix. Mensch kann ja nicht erwarten, daß sie unserem jugendlichen, unbedarften spaßigen Treiben gleichfalls frönen. So sind sie eben, die vom Stern. Eine uneingeschränkt, immer bereite, aufgeschlossene, kontaktfreudige Meute. Nette Typen. Mollige Gesellen. Ich glaube wir werden denen dort im Schwabenländle notgedrungen in Erinnerung bleiben. Heimat ist dort, wo der Stern zu hause ist. Thank you for the Support. Forza Roter Stern!

Jaques Clouseau

nach oben nächste Seite zurück zur Übersicht

www.roter-stern-leipzig.de / Datenschutz/Impressum/Kontakt