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Mit Lotter in die Champions-League
(Part II)


Im Folgenden werde ich versuchen, einige Bruchstücke meiner Erinnerung an die Spiele des FC St. Pauli im letzten Dezember zusammen zu puzzeln. Innerhalb nur einer Woche mußten die Hamburger erst beim Tabellenzweiten in Hannover und anschließend gegen den Spitzenreiter aus Nürnberg antreten. Echte Spitzenspiele also, in denen die Braunweißen erstmal beweisen mußten, daß sie zu Recht ganz oben mitspielen. Dramatische Szenen spielten sich dann in der Arndtstraße ab, als der letzte freie Platz im Auto durch Münzwurfentscheid vergeben werden mußte. Live am Telefon war es mir vergönnt mitzuerleben, wie sich der Erfurter gegen MS durchsetzte. Bong! Kennt ihr eigentlich Bernburg? Dieses widerliche Kaff, in dem du regelmäßig mindestens eine Stunde im Stau vergeudest?! Nun, uns blieb das diesmal zum Glück erspart, dank dem neuen Autobahnstück was kurz vorher eröffnet wurde. Saxen-Robert wußte zu erzählen, daß das Teil bereits seit Monaten fertig wäre, die Eröffnung sich aber so lange rauszögerte, da unser Herr Bundeskasper keinen früheren Termin frei hatte, um dieses Bändchen durchzuschneiden. Ziemlich deutsch das ganze. Wir waren jedenfalls pünktlich am Stadion, mußten trotzdem feststellen, daß der eigentliche Gästeblock wohl schon voll war. Da noch sauviele St. Paulianer an den Kassen standen, wurde dann ein weiterer Block aufgemacht und ich mußte letztlich 30 Eier für `ne Sitzplatzkarte latzen.

Das Spiel war dann einfach nur groß. St. Pauli spielt richtig guten Offensivfußball und müßte eigentlich in Führung gehen. Dann bilde ich mir ein, im 96er Strafraum eine Hannoveraner Hand am Ball gesehen zu haben. An dieser Stelle vermisse ich einen Pfiff und den darauf zu folgenden gestenreichen Spurt des Unparteiischen zum Elfmeterpunkt. Anders gesagt, das dumme Arschloch läßt einfach weiterspielen und weil das noch nicht lustig genug war, macht Hannover im Gegenzug völlig unverdient die Führung. Das tut der guten Stimmung im Gästeblock aber keinen Abbruch, es wird fleißig weitersupportet. Markus Lotter ist es dann, der später Gerechtigkeit walten läßt und den Ausgleich erzielt. Meine Erinnerungen an das Geschehen auf dem Rasen sind leider etwas getrübt, die Kiezkicker hatten aber noch etliche größere Chancen und hätten den Platz auch als Sieger verlassen können. Nur in der Schlußminute stockte uns noch einmal der Atem: Ein 96er taucht auf einmal völlig frei vor Weber auf, mir rattern gleich mehrere Flüche auf einmal durch die Birne, doch dann: Schuß, Pfosten, Schwein gehabt. Auch wenn vielleicht mehr drin war, ein Auswärtspunkt beim Zweiten ließ uns dann doch zufrieden zum Auto zurück schlendern. Die Stimmung im Block war auch wirklich gut gewesen, aus Leutzsch kennt man so was schon lange nicht mehr. Aber überhaupt, Chemie kann mir einfach nicht das gleiche geben wie St. Pauli. So stand für den Erfurter und mich bereits in Hannover fest, daß wir drei Tage später ans Millerntor fahren würden.

Krankheitsbedingt offenbarte ein sichtlich schwächelnder Erfi während der Zugfahrt ungeahnte Unzulänglichkeiten beim Alkoholkonsum. Eine Stunde vor Spielbeginn am Kartencenter ankommend wurde uns erstmal offenbart, daß die Gegengerade bereits ausverkauft sei. Shit! Insgesamt fanden an diesem Donnerstagabend über 18.000 Zuschauer den Weg ins Stadion. Wir stellten uns dann in die Südkurve, wo ja auch die Gästefans stehen, und warteten der Dinge, die da kommen mögen. Was kam war erneut ein überzeugender FC. St. Pauli, der (soweit ich das jetzt noch sagen kann) konzentriert aufspielte und die favorisierten Nürnberger eigentlich jederzeit im Griff hatte. Diesmal stand die Mannschaft auch in der Abwehr recht souverän und ließ kaum größere Chancen des Spitzenreiters zu. In der Gegengeraden wurde eigentlich die ganze Zeit durch gesungen, in unseren Block schwappte die gute Stimmung leider nur selten über.

In der Halbzeitpause trugen dann einige Spieler ein Transpi auf den Rasen, auf dem sich der Verein gegen rassistische und sexistische Auswüchse, die leider auch am Millerntor präsent sind, aussprach. Dazu wurden auch Flyer verteilt und es gab noch deutliche Worte vom Stadionsprecher. Insgesamt eine recht gute Aktion, die beim überwiegenden Teil des Publikums auch auf ein positives Echo stieß. Trotzdem sind weiterhin die fitten Leute im Fanlager der Hamburger, wovon es glücklicherweise nicht nur `ne Handvoll gibt, gefragt, derlei gequirlten Dünnschiss entschieden entgegen zu treten, damit die "Festung" St. Pauli nicht irgendwann bröckelt (Stichwort Selbstreinigung)!

Zurück zum Spiel: Fragt mich nicht nach der Spielminute oder sowas, Mitte der zweiten Hälfte (?) war es dann soweit: Freistoß und wieder ist es Markus Lotter der trifft. Andy Köpke ist geschlagen und wenig später auch der Club. Niemand siegt am Millerntor!

Nun wird sich das Beschreiben ungehemmten Alkoholmißbrauchs leider nicht mehr gänzlich vermeiden lassen, zu sehr prägte das Ganze spätestens von nun an diese Fahrt. Unser Zug zurück fährt immerhin schon kurz nach 5:00 Uhr, doch sieben Stunden durchzechen, das machen wir doch mit links! Und so finden wir uns am Jolly Rogers (Fankneipe) ein, zu diesem Zeitpunkt wabert bereits ein leichter Nebelschleier um meine Sinne. Einige Stunden und ganz bestimmt 10 Promille später haben wir am Kicker gegen zwei Typen den Kürzeren gezogen, die behaupten, sie hätten dort noch nie gewonnen. Zeit zu gehen! Als wir im Zug sitzen ist aus dem Nebelschleier längst eine undurchdringbare Wand geworden. Ich weiß nicht, was dann passiert ist, doch irgendwie haben wir offensichtlich den Ärger irgendeinen Spinners auf uns gezogen. Mir scheint es sich bei ihm um John Rambo höchstpersönlich gehandelt zu haben, jedenfalls kurbelt er mir meinen Arm recht derb in den Rücken und droht, mir gleich beide Arme zu brechen. Leute gibt's ... Glücklicherweise steigt Grobi dann schon in Lüneburg aus, freilich nicht ohne nochmals zu uns zu kommen und davor zu warnen "irgendwelchen Scheiß (zu) machen", wahrscheinlich würde diese obskure Ausgabe von einem Menschen bei Zuwiderhandlung es sich wirklich zur Lebensaufgabe machen, uns zu suchen und rechtmäßig zur Strecke zu bringen. Wenig später reißt der Film endgültig, dank meiner thüringischen Black Box erfahrŽ ich immerhin zwei Tage später, daß wir in Halle zwangsweise den Zug verlassen mußten, daß dort auf dem Bahnhof bereits vom Schaffner angeforderte BGS-Pigs warteten, die uns aber zum Glück doch einfach mit der nächsten Regionalbahn nach Hause fahren ließen. Ich scheinŽ der Ausnüchterungszelle ziemlich nah gewesen zu sein und das ist nicht wirklich witzig. Doch St. Pauli überwintert als Zweiter und jetzt ist Schluß.

Manager


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