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Berlin, 08-01-2002

* DFB-Sportförderverein zieht Finanzierung füt Ausstellung "Tatort Stadion" zurück

* Nicht einverstanden mit der Darstellung des DFB und seines Präsidenten Mayer-Vorfelder

Die Wander-Ausstellung „Tatort Stadion. Rassismus und Diskriminierung im Fußball“ des Bündnisses Aktiver Fußballfans (BAFF) und Football Against Racism in Europe (FARE), produziert mit Mitteln der Europäischen Union, wurde u. a. von den Schirmherren Wolfgang Thierse (Bundestagspräsident) und Michael Preetz (Vizepräsident der Vereinigung der Vertragsfußballspieler und Fußballprofi bei Hertha BSC) im November 2001 in Berlin eröffnet. Auch der DFB-Sportförderverein hatte schriftlich eine Förderung von 10000 DM zugesagt und ein Grußwort geschickt.

Nach der Eröffnung der 21 Schautafeln umfassenden Ausstellung zeigte sich der DFB jedoch nicht einverstanden mit der Schautafel „Tatzeugen Vorbilder“.BAFF konfrontierte die Besucher mit Zitaten des DFB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder (z. B. „Die Chaoten in Berlin, in der Hafenstraße in Hamburg und in Wackersdorf springen schlimmer rum als die SA damals.“; oder: „Was wird aus der Bundesliga, wenn die Blonden über die Alpen ziehen und statt dessen die Polen, diese Furtoks und Lesniaks, spielen?“; oder: „Wenn beim Spiel Bayern gegen Cottbus nur zwei Germanen in den Anfangsformationen stehen, kann irgendetwas nicht stimmen.“) und dokumentierte eine Auswahl antirassistischer DFB-Aktionen. Ebenso gab es einen Exkurs zur DFB-Historie, wo z. B. die Hofierung von Hitlers Lieblingssoldaten, Wehrmachtsoberst Hans-Ulrich Rudel anlässlich der WM 1978 in Argentinien kritisiert wurde.

Das Angebot von BAFF, eine eigene „Schautafel“ zu produzieren, die hinzugefügt werden könnte, lehnte der DFB-Sportförderverein in einem Gespräch mit Vertreter Götz Eilers ab. Zur Eröffnung im zweiten Ausstellungsort am 10.01.2002 in Hamburg sagte BAFF zu, die DFB-Schautafel durch BAFF bislang nicht bekanntes antirassistisches DFB-Material zu ergänzen und die Mayer-Vorfelder-Zitate deutlicher von den DFB-Aktionen zu trennen. Dennoch bestand der DFB-Sportförderverein darauf, dass die „umstrittene“ Schautafel noch im November 2001 in Berlin abgehängt werden sollte.
Dies wiederum lehnte BAFF ab, weswegen Eilers die Zusage von 10000 DM mit sofortiger Wirkung zurückzog. Ebenso der Vermittler in diesem Konflikt, Gewaltforscher Prof. Gunter A. Pilz, der in Berlin die Eröffnungsrede hielt, legte seine Schirmherrschaft für die kommenden Ausstellungsorte nieder.

Der Konflikt verdeutlicht, dass der DFB nicht bereit ist sich den zweifelhaften Aussagen seines Präsidenten und seinen misslichen Verhaltensweisen in der Vergangenheit zu stellen. Stattdessen streicht er den Förderbetrag einer antirassistischen Faninitiative, die von der EU gefördert wurde. Dies ist zu bedauern, da der DFB ansonsten durchaus glaubwürdige Ansätze antirassistischer Arbeit zeigt. Kritische Sichtweisen zu Fehlschlägen sind dennoch nicht erwünscht, auch wenn sie aus der Analyse von Fakten hervorgehen.

Über den Verlust des zugesicherten Geldes hinaus befürchtet BAFF eine Erschwernis des Vertriebs in den fünf bis acht geplanten Ausstellungsorten. Bereits zur Eröffnung in Hamburg am kommenden Donnerstag (10.01.2001, Pressekonferenz 11 Uhr, DGB-Haus/ Besenbinderhof), zog der Hamburger SV jedwede Unterstützung zurück.

Informationen bei:
BAFF e.V. - Gerd Dembowski & Ronald Noack -
Tel.: 030 - 2935 2835 (zwischen 9.01. - 14.01. nur über 0178 - 32 77 214)
oder BAFF Nord: c/Fanladen St. Pauli: 040-4396961
Mail: gerd@aktive-fans.de

Einen virtuellen Rundgang der Ausstellung, die sich vor allem mit rassistischen Tendenzen in deutschen Stadien seit den 80ern auseinandersetzt, gibt es unter www.tatort-stadion.de.


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