Holzhausen, Millerntor oder Hoyerwerda
Zu zweit entschieden wir uns für Hoyerswerda, weil wir dachten, irgendwer
muss ja die Fahne für den Roten Stern bei Chemie hochhalten. Das
wir keinen Traumfußball zu sehen bekommen würden, war uns ebenso
klar, wie die Tatsache, dass mensch zu solchen Spielen eigentlich nicht
mit dem Zug fahren sollte, zumindest, wenn man nur zu zweit ist.
Die vermeintlich am wenigsten frequentierte Zugverbindung nutzten noch
ungefähr 60 andere Chemiker, von denen etwa ein Drittel unter die
Kategorie dubios, was soviel heißt wie nationale Jugendliche
bzw. solche, die es mal werden wollen, fiel.
Vom Bahnhof in Hoyerswerda waren es noch etwa 30 Minuten zu Fuß,
die zum Stadion zurückzulegen waren, begleitet von einer Polizeieskorte,
die aus etwa zehn Autos bestand und somit ein Verhältnis von 1:1
(Fan Bulle) gesichert war.
National angehauchte Fangesänge blieben uns auf diesem Weg erspart,
auch wenn der ein oder andere, der erwähnten Gruppe, versuchte solche
anzustimmen, was im allgemeinen Gegröl allerdings unterging.
Im Stadion waren es dann ungefähr 350 400 Chemiker, die sich
eingefunden hatten, um dem Spiel gegen den FSV Hoyerswerda beizuwohnen,
Gesamtzuschauerzahl: 552.
Zum Spiel selber ist wenig zu sagen: Eine überlegen spielende Chemie
Elf, die nach der ersten Halbzeit mit 3:0 führte, nahm in
der zweiten Hälfte dann ein wenig das Tempo raus und hielt so ohne
Probleme den Vorsprung bis zum Ende.
Nach dem Spiel ging es mit dem Bus zurück zum Bahnhof. Zum Bus seien
auch noch ein paar Worte gesagt: Während der Halbzeitpause machte
der Stadionsprecher darauf aufmerksam, dass der FSV Hoyerswerda einen
Bus gestellt hat, der die Leipziger Fans zum Bahnhof bringen sollte, damit
sie auch ja nicht den erstbesten Zug verpassen. Der Busfahrer war allerdings
der Meinung er müsste Fahrgeld kassieren, was vom Chemie Fan
so nicht akzeptiert werden konnte. Freund und Helfer schalteten sich ein,
und nachdem alle den Bus zweimal verlassen und wieder betreten durften,
wurde mensch sich auf einen unentgeltlichen Transport einig.
Was wir uns dann allerdings während der Busfahrt an faschistischen
Fangesängen anhören durften, war wieder einmal mehr unter allem
Niveau und bestätigte unsere Vorahnungen. Angestimmt wurden diese
(z.B.: Wenn das der Führer wüsst... oder Türkiyem
Spor wider mal kein Tor...) von dem besagten dubiosen Drittel
und alle, egal welcher Altersklasse, wenige ausgenommen, grölten
mit. Störversuche gingen völlig unter.
Am Bahnhof angekommen suchten wir uns schnell einen ruhigen Platz im
hintersten Teil des Zuges, wo wir die Rückreise dann auch ungestört
verbringen konnten.
Fazit dieser Auswärtsfahrt: Wieder einmal mehr ist deutlich geworden,
dass die Anwesenheit der Chemie Anhänger des Roten Sterns
gerade bei solchen Spielen verdammt wichtig ist. Allerdings muss mensch
dann auch zahlenmäßig so stark vertreten sein, dass sich dem
dummen, nationalen Geprolle etwas entgegen setzen lässt. Vorraussetzung
dafür ist natürlich, dass der Rote Stern nicht, wie dieses mal,
am selben Tag spielt.
In diesem Sinne, auf nach Neugersdorf am 24.3.2002.
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