Gegendarstellung
Was haben wir getan?
Wir taten, wovon wir uns immer zu distanzieren versuchten. Wir verurteilten
statt zu tolerieren, wir verstießen statt zu helfen und wir lachten
statt zuzuhören.
Carsten Janckers unbeirrbarer Glaube an sich selbst, sein
fußballerisches Talent, die vierte Meisterschaft des FC Bayern Münchens
und den Aufstieg des VfB Leipzigs war für uns Grund zum Spott. Wir
nahmen ihn nicht ernst, wir machten uns über ihn lustig, schließlich
suspendierten wir ihn sogar. Doch viel schlimmer wir machten ihn zum Idol.
Eine Tatsache die der so bescheidene, einzig leistungsorientierte Carsten
nie wirklich verkraftete. Je bekannter er wurde umso schlechter spielte
er. Diese Existenzkrise machte ihn zum Freiwild.
Anstatt ihm zu helfen schob man ihn auf die Ersatzbank und
lachte über seinen Glauben daran doch noch eingewechselt zu werden.
So geriet an die falschen Leute, sogenannte Freunde die sich im Ruhm der
Legende Jancker zu Sonnen versuchten und Maulwürfe wie Matze K. die
ihm das Glück in Form eines Wechsels zu Eintracht Süd prophezeiten.
Sie verblendeten den völlig desorientierten Jancker sogar so weit
das er das von ihm so geliebte Training boykottierte und in Folge dessen
suspendiert wurde.
Ob es Schicksal war, schlechte Informationsarbeit oder schlichtweg
die Faulheit einiger seiner Mannschaftskameraden die dafür sorgten
das Carsten eine zweite Chance erhielt lässt sich nicht sagen. Wichtig
ist nur er nutzte sie, und wie. Aus Personalmangel spielte Jancker von
Beginn an gegen Lützschena und trat uns allen in den Arsch. Drei
Tore in Fünfzehn Minuten. Ein Lupenreiner Hattrick der die Grundlage
für unseren Triumph bildete. Doch Carsten bewies nicht nur spielerische
Größe auch menschlich sollte er uns allen zumindest ein kleines
bisschen Vorbild sein. Kein böses Wort, keine Bemerkungen oder Gesten
die auf die Ereignisse der vorherigen Wochen anspielten, nur pure ehrliche
Freude und innerliche Genugtuung über sein eindrucksvolles Comeback
waren die Dinge die El Carsten während und nach dem Spiel zum Ausdruck
brachte. Entweder ein Zeichen wahren Großmuts oder einfach nur Zufall
weil er von der Suspendierung gar nichts erfahren hatte. Was auch immer.
So schwer es mir auch fällt so muss ich doch genauso wie der Rest
des Teams sagen: Carsten vergib uns, wir hatten ja keine Ahnung!
Kurt Nabel
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